5 Gaben und Herausforderungen von hochsensiblen Menschen

27. Januar 2019

Hochsensibilität ist ein Wesensmerkmal und keine Krankheit. Keine Schwäche, sondern eine Stärke, wenn man mit der feinfühligen und intensiven Wahrnehmung umzugehen weiß. Ich stelle dir fünf Wesensmerkmale von hochsensiblen Menschen vor, welche Gaben und Herausforderungen darin liegen können und wie es dir gelingen kann, mit diesen bestmöglich umzugehen, um in deiner Kraft zu bleiben.

1. Stärkere Sinneswahrnehmung

Deine Sinne sind ausgeprägter. Gerüche, Geräusche, Lichter, Farben und Geschmäcker nimmst du intensiver wahr. Berührungen und Körperempfindungen spürst du sehr fein. Du (er)lebst mehr, achtest auf Details und Nuancen. Durch dein feines Körperbewusstsein bemerkst du Veränderungen oft schnell. Du spürst, wenn etwas nicht mit dir stimmt. Kannst Gefahren und Gelegenheiten frühzeitig erkennen und auf sie reagieren.

Die Herausforderung

Reizüberflutung und Überforderung
Wenn du dazu neigst, dich an dem „was man so macht“ zu orientieren, zum Beispiel lange auf einer Feier zu bleiben, bei der Licht und Musik für dich zu laut sind, lange Gesprächsrunden „auszusitzen“, die dich anstrengen, dann kann es leicht passieren, dass du dich überforderst. Das führt zu Unwohlsein, Nervosität, Wut oder leichter Reizbarkeit. Ebenso sinken deine Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Erschöpfung tritt ein.

Der Umgang

Körperbewusstsein und Vertrauen
Je besser du lernst, auf deine feine Sinneswahrnehmung und dein Körperbewusstsein zu hören, auf sie zu vertrauen und als weisen Ratgeber zu nutzen, desto besser gelingt es dir, in Harmonie mit dir zu leben. Du kannst bereits frühzeitig und intuitiv für dein seelisches und körperliches Wohlbefinden sorgen und in deiner Kraft bleiben.

Das erfordert Selbstbewusstsein und die klare Absicht, für dein Wohlbefinden die Verantwortung zu übernehmen. Ja, das bedeutet auch Abgrenzung, (liebevoll aber bestimmt) „Nein“ zu sagen, wenn es zu viel wird oder Abstand zu gewinnen, z. B. früher von einer Feier zu gehen, weil es für dich genug ist. Wie du Nein sagen dein Selbstbewusstsein steigern kannst, erfährst du auch in diesen Beiträgen.

2. Besondere Feinfühligkeit

Du hast ein besonderes Feingefühl für Energien. Sowohl die eigenen Gefühle, als auch die Gefühle anderer Menschen, nimmst du bewusster und stärker wahr. Ebenso Energien aus deiner Umgebung, von Orten oder auch Gegenständen. Dein Leben ist dadurch tiefer und reicher, du fühlst „mehr“, im größeren Gefühlsspektrum und kannst dadurch auch “mehr“ (er)leben.

Die Herausforderung

Empfänglich für negative Energien
Du bist auch für negative Energien und Gefühle besonders empfänglich und lässt sie leichter in dich hinein. Sie wirken zum Teil lange nach und beeinflussen deine Stimmung zum Teil stark und langanhaltend. Manchmal gelingt es dir nicht, zu unterscheiden, ob es deine eigenen Gefühle sind, die du spürst oder ob es die deiner Mitmenschen sind. Dadurch kann auch leicht das Gefühl in dir entstehen, „falsch“ und „anders“ zu sein und somit nicht wertvoll.

Der Umgang

Energielevel im Blick haben
Immer wieder innehalten und spüren, welche Energien und dich herum da sind, was diese mit mir machen und entsprechend reagieren. Es kann helfen, einen „mentalen Türsteher“ zu entwickeln, der regelmäßig die Umgebung erspürt und entscheidet, welche Energien in dich hineinfließen dürfen und welche nicht.

Alle Gefühle dürfen sein
Da du in jede Richtung und intensiver fühlst, darfst du lernen, dass die hellen, genauso wie die dunklen Farben (Gefühle) zum Leben dazugehören. Lerne, deinen Gefühlen liebevoll zu begegnen und sie anzunehmen. Meditation hat mir geholfen, meine Gefühlswelt anzunehmen, mich nicht in meinen Gefühlen zu verlieren und mein Körperbewusstsein zu stärken.

Energieräuber / Energiegeber
Lerne auch immer besser zu erspüren, welche Orte, Umgebungen und Menschen dir guttun und welche nicht. Wo und wann ist es nötig, dich abzugrenzen und für dich und deine Bedürfnisse einzustehen? Und im Umkehrschluss: Welche Orte, Umgebungen und Menschen tun dir gut und wie kannst du mehr Raum für sie in deinem Leben schaffen?

Selbstwertgefühl stärken
Das Gefühl, anders und falsch zu sein, kann dich bei mangelndem Selbstwert in eine Negativspirale führen. Daher ist es ganz besonders wichtig, dein Selbstwertgefühl zu stärken, damit du deine Einzigartigkeit nicht abwertest, sondern akzeptierst und lernst, mit ihr auf gesunde und heilsame Art umzugehen. Für mich war das der Schlüssel, um mich endlich wohl mit mir zu fühlen. In meinem Online-Coaching Programm „Endlich wertvoll!“ teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrungen darüber und helfe dir, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. Mehr Infos erhältst du mit Klick auf das Bild:

3. Ausgeprägtes Einfühlungsvermögen

Durch dein Feingefühl besitzt du ein besonderes Einfühlungsvermögen und ein ausgeprägtes Mitgefühl. Dadurch kannst du dich leicht in andere hineinversetzen und schnell (eine tiefe) Verbindung und Beziehung aufbauen. Du besitzt eine gute Menschenkenntnis, spürst Missstimmungen, Störfelder und ungute Entwicklungen recht schnell, oft noch bevor andere wahrnehmen, was (mit ihnen selbst) los ist.

Du besitzt die Gabe, den richtigen Ton und die richtigen Worte im Umgang mit anderen Menschen zu finden. Für deine Fähigkeit zum Zuhören wirst du sehr geschätzt. In deiner Gegenwart fühlen sich Menschen verstanden, angenommen, wohl und öffnen sich leicht. Du strebst nach Verbundenheit und Harmonie

Die Herausforderungen

Dich für das Wohl anderer verantwortlich fühlen
Durch dein Mitgefühl und Harmoniebedürfnis kannst du dazu neigen, es als deine Aufgabe anzusehen, überall für das Wohl deiner Mitmenschen zu sorgen und Harmonie (zwischen den Menschen / für den Einzelnen) herzustellen. Das kann frustrieren, wenn es dir nicht gelingt und dich überfordern, wenn du dich im stetigen Bemühen um andere selber vergisst.

Glauben zu wissen, was das Beste für andere ist
Durch dein feines Gespür für Unstimmigkeiten oder Missstimmungen, kannst du dazu neigen, deine Einschätzungen für absolut richtig zu halten. Du glaubst zu wissen, was andere denken, beabsichtigen, fühlen oder brauchen. Das kann zu dem Wunsch führen, ihnen dieses Wissen mitzuteilen und dafür sorgen zu wollen, dass Harmonie und Wohlbefinden (für sie) wieder hergestellt werden. Wenn du deine Gedanken und Gefühle unbedarft nach außen kommunizierst, kann bei deinen Mitmenschen das Gefühl aufkommen, dass du dich in Dinge einmischst, die dich nichts angehen oder dass du sie bevormunden willst. Kritik und Ablehnung können die Folgen sein.

Der Umgang

Zurückhaltung
Sensibel, rücksichtsvoll und unaufdringlich in der Kommunikation sein. Was du wahrnimmst, nehmen andere nicht immer selbst wahr. Und nicht alles, was du denkst, ist auch korrekt. Lerne zu erkennen, dass du Annahmen aufstellst und wirkliche Gewissheit erst durch Nachfragen möglich ist.

Bleibe in deinen Angelegenheiten
Ebenso gilt es zu lernen, dass jeder auch auf seiner eigenen Reise ist und jeder die Verantwortung für sich selbst trägt. Sei achtsam dafür, in welchen Angelegenheiten du dich befindest und bleibe bei dir.

4. Großes Verantwortungsgefühl

Durch dein Mitgefühl und Einfühlungsvermögen bist du gerne bereit, anderen zu helfen, ihnen dein Ohr zu schenken, für sie da zu sein und ihnen Gutes zu tun. Es erfüllt dich mit Freude, wenn du Geben darfst. Du bietest häufig von dir aus deine Hilfe an, engagierst dich gerne (ehrenamtlich) und gehst pflichtbewusst und verantwortungsvoll mit deinen Zusagen um.

Die Herausforderungen

Aufopferung
Die Gefahr besteht darin, dass du dein Maß übersteigst und mehr darum bemüht bist, dich um das Wohl anderer zu kümmern, als für dein eigenes zu sorgen. Du sagst (zu) schnell „ja“, überschreitest dadurch deine Grenzen oder lässt sie überschreiten und gerätst mehr und mehr in Stress und Erschöpfung.

Energieräuber
Durch deine Hilfsbereitschaft und dein Einfühlungsvermögen kann es auch sein, dass du Menschen anziehst oder selbst aufsuchst, die deine Fähigkeit zum Zuhören und Verständnis zu zeigen zu sehr in Anspruch nehmen. Die dich (unbewusst) ausnutzen und mehr an deiner Energie zehren, als dir guttut.

Der Umgang

Energielevel im Blick haben
Auch hier ist wieder Achtsamkeit für dein Energielevel wichtig, um deine Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen. Lerne, zu erkennen und spüren, wann etwas zu viel ist und dich abzugrenzen, Abstand zu gewinnen und „Nein“ zu sagen. Zum Teil kann es auch nötig sein, dass du von einzelnen Beziehungen gänzlich loslässt, die dir nicht (mehr) guttun. (Mehr zu dem Thema findest du auch in meinem Buch Freundschaft beenden? Klarheit finden und in fünf Schritten liebevoll loslassen ).

Selbstfürsorge
Lerne vielmehr, für dich selbst da zu sein und in erster Linie dir zu geben, was du brauchst, damit es dir gutgeht. Umgib dich mit Menschen, die dich schätzen und lieben für das, was du bist. In der Gegenwart dieser Menschen kannst du kraftvoll aufblühen und lernst zudem, dich selbst immer besser als das wunderbare Wesen anzunehmen, das du bist. Warum dein Umfeld so wichtig für dein Wachstum und Wohlbefinden ist, erfährst du auch in diesem Beitrag. Vergiss nicht: Nur, wenn du gut für dich sorgst, kannst du kraftvoll für andere da sein.

5. Ausgeprägte Denkfähigkeit

Du hast einen regen Geist und denkst viel über die Dinge und das Leben nach. Es macht dir Freude, an deinem persönlichen Wachstum zu arbeiten und zu lernen. Du reflektierst und hinterfragst oft kritisch das eigene Verhalten, als auch das deiner Mitmenschen, wenn du es nicht verstehst.

Dein Denken ist lösungsorientiert, analytisch und geht in viele Richtungen. Dir gelingt es, komplexe Zusammenhänge schnell auf ihre Logik hin zu erfassen oder in Gesprächen schnell zum Kern des Themas/Problems vorzudringen. Dich zeichnet ein hohes Sprachtalent und eine gute Kommunikationsfähigkeit aus. Du denkst vorausschauend und wägst die Folgen deines Tuns und Handelns gründlich ab, was zu verantwortungsvollen Entscheidungen führt.

Du denkst über den Tellerrand hinaus und möchtest das große Ganze verstehen. Für dich gibt es einen tieferen Sinn hinter den Dingen, den du finden und verstehen willst. Du sehnst dich nach Austausch, Verbundenheit und liebst tiefgründige Gespräche.

Die Herausforderungen

Grübeln
Durch den regen Geist kannst du leicht ins Grübeln geraten, zu viel und zu intensiv über die Dinge und den Sinn nachzudenken. Das kann frustrieren, wenn keine Lösung oder keine Logik für dich dahinter zu finden sind.

Sprunghaftigkeit
Durch deinen aktiven Geist kann dein Denken sprunghaft sein. Das kann dich selbst in Stress versetzen. In der Kommunikation nach außen können deine Gedankengänge für andere Menschen schwer nachvollziehbar sein. Sie fühlen sich überfordert oder sind bisweilen genervt von deinem sprunghaften Denken (und Reden).

Ungeduld
Es kann ebenso dazu kommen, dass du in der Kommunikation ungeduldig wirst, weil du Zusammenhänge oder den Kern des Themas schneller verstehst, als deine Mitmenschen. Du bist bereits auf der Lösungsebene, bevor das Problem gänzlich besprochen wurde.

Entscheidungsschwierigkeiten
Durch das viele Abwägen und Nachdenken kann es sein, dass du Entscheidungen rausschiebst oder gar nicht triffst. Dir fällt es schwer zu entscheiden, was du von dem, was in deinem Kopf alles vorgeht, nun wirklich tun oder womit du beginnen sollst. Das kann dich überfordern, stressen und frustrieren.

Der Umgang

Loslassen und Geist beruhigen
Um nicht in die Grübelfalle zu geraten, lerne loszulassen von dem Drang, über alles intensiv nachdenken, es verstehen und kontrollieren zu wollen. Manche Antworten offenbaren sich dir erst mit der Zeit. Lass auch davon los, anderen Menschen alles zu offenbaren, was in dir vorgeht. Nicht alle deine Gedanken sind so wichtig, dass du sie erzählen oder weiterdenken musst. Mir persönlich hilft die Meditation sehr dabei, mehr Distanz, Gelassenheit und innerer Ruhe zu finden.

Ruhe- und Auszeiten
Regelmäßige Pausen helfen ebenfalls dabei, deinen Geist zu beruhigen. Zum Beispiel in Form von häufigen kurzen Pausen, Spaziergängen in der Natur, Rückzug oder Yoga. Finde deine eigene Ruhe- und Kraftquelle und integriere sie in dein Leben.

Fokus schaffen und Entscheidungen treffen
Ebenso ist es ratsam, von der Komplexität loszulassen und sich auf das Einfache zu besinnen. Prioritäten zu setzen, klare Entscheidungen zu treffen – und auch durchzuziehen. Lerne auch, spontan zu sein, weil nicht alles kontrollierbar und vorauszuplanen ist. Und hab Freude am Weg selbst. Wenn du loslässt von der Kontrolle, hat das Leben die Möglichkeit, dir Überraschungen zu schenken.

Finde Freude an deinem Sein

Die Veranlagung zur Hochsensibilität birgt Licht- und Schattenseiten. Wie viel Lebensqualität ein hochsensibler Mensch erlebt liegt daran, wie er mit seiner Hochsensibilität umgeht und wie es ihm gelingt, seine ganz persönliche Balance zu halten. Mit den hier vorgestellten Impulsen möchte ich dir erste Anregungen dazu geben, welche Stärken und Schwächen du als hochsensibler Mensch haben kannst und wie du gut mit diesen umgehen kannst.

Noch mehr Impulse, genauer gesagt 80 häufige Stärken und Schwächen hochsensibler Menschen plus dazugehörige Handlungs- und Entwicklungsideen findest du in meinem Buch: „Wer bin ich?“ Entdecke dich in deiner Hochsensibilität. Es ist ist für alle Menschen gedacht, die ahnen, hochsensibel zu sein oder wissen, dass sie es sind und mit mehr Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein durchs Leben gehen möchten. Hier gibt es mehr Infos.

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„Das neue Buch von Bettina ist ein hervorragendes Buch zur Selbsterkenntnis. Es vermittelt gekonnt wertvolle und einfühlsame Erkenntnisse über die Hochsensibilität, die dem „Betroffenen“ ein sehr gutes Hilfsmittel im täglichen Leben bietet.“ – Stephan Koler

10 Gedanken zu „5 Gaben und Herausforderungen von hochsensiblen Menschen“

  1. Hallo Frau Hielscher,

    Ich lese mir Ihre Beiträge seit heute morgen durch und erkenne mich in so vielem wieder, was Sie hier zum Ausdruck bringen. Endlich stoße ich auf Erklärungen für meine früheren, aber vor allem jetzigen Schwierigkeiten und Probleme – ich fühle mich so verstanden! Das hier ist der erste Schritt für mich auf dem Weg, zu verstehen warum ich so bin wie ich bin und mich somit auch zu akzeptieren, wie ich bin.

    Antworten
    • Hallo liebe Carmen,
      vielen Dank für die Rückmeldung, das freut mich sehr zu lesen. Ich weiß, wie wohltuend es ist, sich selbst endlich besser verstehen zu können.
      Ich wünsche Ihnen alles Liebe und Gute für Ihren Weg zu sich selbst.
      Bettina

  2. Guten Morgen liebe Bettina,
    ich bin überwältigt von deiner Seite und deren Beiträgen. Diese Erklärungen sind mir wie auf den Leib geschneidert. Ich beschäftige mich schon lange mit Themen die die Seele betreffen, tu mir aber trotz Erkenntnis schwer, den für mich richtigen Weg zu gehen. Vielleicht gelingt es mir mit der Erkenntnis über meine Hochsensibilität besser… Danke dafür…
    Liebe Grüße

    Antworten
    • Guten Morgen liebe Daniela,
      ich danke dir ganz herzlich für dein Feedback und ich freue mich sehr darüber, dass du dich hier so verstanden und aufgefangen fühlst. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Erkenntnis über deine Hochsensibilität es dir etwas leichter macht, den für dich richtigen Weg zu finden. Mir persönlich ging das so.
      Mögest du weiterhin Antworten und Impulse hier finden, die du für deinen Weg brauchst.
      Alles Liebe
      Bettina

    • Hallo Hans, vielen Dank für das Feedback, leider spreche ich kein holländisch. Ich wünsche euch, dass ihr einen passenden Coach findet, der auch holländisch kann.
      Liebe Grüße
      Bettina

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