Nicht von dieser Welt? Leben mit Hochsensibilität

13. Januar 2019

Hast du öfter das Gefühl, „falsch“ zu sein? Irgendwie anders als viele andere Menschen? Empfindlicher, sensibler, schneller gereizt, überfordert, oder erschöpft von der Umwelt, von Sinneseindrücken oder anderen Menschen? Hast du häufig das Gefühl, nicht verstanden zu werden, allein zu sein, getrennt zu sein?

Ich kenne das Gefühl, falsch und anders zu sein. Ich habe mich dadurch in meiner Jugend oft sehr einsam gefühlt und nie richtig Anschluss gefunden. Äußerlich ja, aber innerlich nicht. Geholfen hat mir die zufällige Begegnung mit dem Thema Hochsensibilität. Je mehr ich mich mit dem Thema befasst habe, desto mehr Erklärungen fand ich für viele Erfahrungen, die ich seit meiner Kindheit an gemacht habe und die mir so unerklärlich und unverständlich vorkamen. Ich begann zu verstehen, warum ich mich oft so „anders“ fühlte und dass in dem Persönlichkeitsmerkmal der Hochsensibilität neben einer Bürde auch ein großes Geschenk liegen kann.

Was Hochsensibilität bedeutet

Menschen mit Hochsensibilität haben eine tiefere Wahrnehmung und Verarbeitung von inneren wie äußeren Reizen. Ihr Wahrnehmungsfilter ist durchlässiger. Dadurch nehmen sie die Welt umfassender und eindrücklicher wahr. Sie nehmen mehr Informationen aus der Umwelt auf mit größerer Intensität, was eine steigende Verarbeitung von diesen Informationen bedeutet. Ebenso werden diese Informationen tiefer verarbeitet und es wird stärker auf sie reagiert.

Die amerikanische Psychologin Dr. Elaine Aron erforscht wissenschaftlich das Thema Hochsensibilität und hat herausgefunden, dass Menschen mit Hochsensibilität bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen.

Die Merkmale von Hochsensibilität nach Dr. Elaine Aron: DOES

D (Depth of Processing)
Die Tiefe, mit der Sinneseindrücke wahrgenommen und verarbeitet werden.
O (Easily Overstimulated)
Das schnelle Erreichen der persönlichen Reizschwelle aufgrund der Tiefe, mit der Sinneseindrücke wahrgenommen und verarbeitet werden.
E (Emotional Reactivity and High Empathy)
Die schnelle emotionale Berührbarkeit.
S (Sensitivity to Subtile Stimuli)
Die Wahrnehmung für subtile Reize und Feinheiten.

Formen von Hochsensibilität

Hochsensibilität ist ein Wesensmerkmal, das sich jedoch von Mensch zu Mensch in der Qualität als auch in der Quantität sehr unterscheidet. Es gibt nicht das eine Merkmal von Menschen mit Hochsensibilität. Viele von ihnen weisen eine Mischung aus den verschiedenen Bereichen auf:

Sensorisch:
Sinneseindrücke wie Gerüche, Geräusche, Geschmäcker, Lichter oder Farben, ebenso wie Berührungen werden besonders intensiv wahrgenommen. Körperempfindungen werden oft frühzeitig und sehr ausgeprägt und fein gespürt.

Emotional:
Energien und Gefühle werden stärker wahrgenommen, gefühlt und wirken zum Teil lange nach. Stimmungen und Störfelder aus der Umgeben oder von Mitmenschen werden schnell erfasst und beeinflussen zum Teil stark die eigene Stimmung.

Kognitiv:
Reger Geist. Es wird viel und in viele Richtungen gedacht. Komplexe Zusammenhänge werden schnell auf ihre Logik erfasst. Besonderer Blick fürs Detail, sensibel für Feinheiten.

Bist du hochsensibel? Mit diesem Test von Dr. Elaine Aron kannst du es herausfinden.

Die Gefahr der Hochsensibilität

Viele Menschen mit Hochsensibilität verurteilen sich für ihre Feinfühligkeit. Für ihre leichte Reizbarkeit, ihre hohe Empfindlichkeit und ihre schnelle Überlastung. Hochsensible Menschen brauchen aufgrund der schnelleren Überstimulation öfter Auszeiten und mehr Erholung als der Durchschnitt der Menschen. Im Vergleich zu ihren Mitmenschen und Kollegen können sie oft nicht so viel Leistung erbringen und sind weniger belastbar. Da Leistung und Erfolg jedoch ein Wertmaßstab unserer Gesellschaft ist, fühlen sie sich oft nicht wertvoll oder gut genug. Ein steigender (Leistungs)Anspruch an sich selbst und eine harte Selbstkritik können die Folgen davon sein, um sich dazugehörig und wertvoll zu fühlen.

Ebenso haben hochsensible Menschen durch das feine Gespür und die tiefere Wahrnehmung von Energien und Eindrücken oft das Gefühl, nicht verstanden zu werden oder nicht in diese Welt zu passen. Das schwächt ihren Selbstwert zusätzlich. Sie fühlen sich nicht richtig. Ihnen fällt es oft schwer, zu sich selbst zu stehen und sich für das, was ihnen wichtig ist, einzusetzen. Sie haben (unbewusst) Angst vor einer möglichen Ablehnung, die sie noch weiter von den anderen entfernen und ihnen das Gefühl geben würde, noch weniger dazuzugehören. So nehmen sie oft Rollen an, die ihnen gar nicht entsprechen, geben vor, etwas zu sein, was sie nicht sind, etwas zu mögen, was sie nicht tun, nur um sich dazugehörig und verbunden zu fühlen.

Es kann auch sein, dass sie sich aus der Gesellschaft zurückziehen, um den seelischen Schmerz – das unangenehme Fremdsein – nicht fühlen zu müssen. Sie ziehen das Alleinsein der Gemeinschaft vor, die Tiere den Menschen, die Stille den Geräuschen. Durch den Rückzuck können sie in die Isolation und Einsamkeit fallen.

Der Weg in die Kraft: Selbstannahme, Selbstliebe, Selbstfürsorge

Als hochsensibler Mensch besteht in unserer schnelllebigen, lauten und von Reizen und Informationen überfluteten Welt die Herausforderung darin, die eigenen Kräfte zu bewahren. Wer keine Rücksicht auf seine Feinfühligkeit nimmt, sondern sich am Maßstab der Mehrheit orientiert, gerät leicht in Überforderung, Überlastung und Stress, der auf Dauer seelisch wie körperlich krank machen kann. Die oft fehlende Selbstliebe führt ebenfalls dazu. Wer sich für Rückzug und Isolation entscheidet, vereinsamt mit der Zeit.

Wichtig ist, die Hochsensibilität anzuerkennen und als wertvollen Wesenszug von sich anzunehmen. Ebenso ist es wichtig aufgrund der höheren Empfindsamkeit besonders gut für sich zu sorgen. Das bedarf einem guten Gespür für sich selber und einer ausreichenden Selbstachtung, um durch die entsprechende Selbstfürsorge in seiner Kraft bleiben zu können. Hier ist manchmal auch professionelle Unterstützung von außen hilfreich, um sich liebevoll annehmen, sich (mental und körperlich) gut abgrenzen und ein Leben gestalten zu können, das in Übereinstimmung mit den eigenen Bedürfnissen steht.

Meine Geschichte

Ich durfte Selbstannahme und Selbstfürsorge schmerzhaft lernen. Ich habe mich schon in meiner Jugend aufgrund meines „Andersseins“ gehasst. Ich fühlte mich nie wirklich wertvoll und oft unverstanden. Ich war leicht und tief verletzbar, was ich nach außen hin jedoch nie zeigen wollte. Ich dachte viel über das Leben nach, ebenso fühlte ich sehr mit anderen Lebewesen mit (sei es Mensch oder Tier). Schon mit 8 oder 9 Jahren drückte ich das, was mich tief bewegte (und vor allem traurig stimmte) in Gedichten aus.

In meiner Ausbildung zur Krankenschwester lebte ich aufgrund meiner Feinfühligkeit unter ständigem und sehr extremem Stress, was mir jedoch nicht bewusst war. Mir ging es einfach nur schlecht. Jeden Tag scheiterte ich erneut an mir selbst. So suchte und entwickelte ich unbewusst Bewältigungsstrategien, um die unangenehmen Gefühle von Überreizung, Stress und mangelndem Selbstwert nicht mehr fühlen zu müssen. Ich habe mich selbst verletzt, hatte Bulimie und war depressiv. Mein Urvertrauen und Glaube an einen tieferen Sinn im Leben halfen mir dabei, nicht aufzugeben und den Weg ins Leben zurückzufinden.

Im Laufe der Jahre wurde mir bewusst, dass in meiner tiefen und feinfühligen Art auch besondere Gaben lagen. Zum Beispiel ein besonderes Einfühlungsvermögen, für das mich andere Menschen sehr schätzten. Ich lernte immer mehr, mich selbst anzunehmen, meine Stärken zu nutzen und in Übereinstimmung mit dem zu leben, was sich für mich richtig anfühlt. Noch heute ist es nicht immer leicht, in energieraubenden und belastenden Situationen des Alltags meine Mitte zu halten. Und doch ist es möglich, Ruhe zu finden, ohne mich nur zurückzuziehen. Vor allem die Meditation und das Arbeiten an meiner Denkweise haben mir dabei sehr geholfen. Ebenso die steigende Rücksichtnahme auf meine eigenen und besonderen Bedürfnisse.

Der erste und wichtigste Schritt war jedoch, mich für mich selbst zu entscheiden. Mich nicht mehr anders haben zu wollen, weil mir das nicht möglich ist. Das hat dazu geführt, dass ich meine Bewältigungsstrategien verändert habe. Anstatt ungesunde und unheilsame Strategien (weiter) zu verfolgen, begann ich, die gesunden und heilsamen Aspekte in meinem Leben zu fördern und stärken. Achtsamkeit, Selbstliebe und Selbstfürsorge nahmen immer mehr Raum in meinem Leben ein. Die Arbeit an mir und das Lernen vom Leben selbst wurden zu meiner täglichen (und herausforderndsten) Aufgabe. 2017 habe ich über meine bis zu diesem Zeitpunkt gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse ein Buch geschrieben (Wach auf!).

Du bist nicht anders oder falsch

Das “Anderssein”, das du vielleicht auch als Fremdsein in der Welt empfindest, folgt aufgrund deiner feineren Wahrnehmung und größeren sowie tieferen Verarbeitung von Reizen und äußeren Einflüssen. Du bist nicht anders oder falsch, nur „weiter geöffnet“ als die meisten Menschen. Dadurch blickst du tiefer und hast besondere Merkmale, die auch ein großes Geschenk sein können.

Mit diesem Beitrag möchte ich dir ein besseres Verständnis für dein „Anderssein“ vermitteln, den Samen dafür legen, dich mit dir und deiner sensiblen Art auseinanderzusetzen, anzufreunden und dein Glück im Ausdruck dessen, wer du wirklich bist, zu finden.

Was sind deine größten Herausforderungen als feinfühliger Mensch?

Weiterführende Links:

18 Gedanken zu „Nicht von dieser Welt? Leben mit Hochsensibilität“

  1. Liebe Bettina,

    du sprichst Heute genau ein Thema an, was mich schon länger beschäftigt, da ich vermute, dass ich auch hochsensibel bin.

    Es gibt Personen in meinem Umfeld wie Freunde, die meine Feinfühligkeit sehr schätzen, sich wundern das ich trotz meiner Blindheit so viel mitbekomme etc. Dann habe ich auf der anderen Seite schon sehr oft gehört, dass ich ein Sensibelchen währe, ich doch nicht aus einer Maus einen Elefanten machen soll, ich viel zu gut höre, ich nicht so viel persönlich nehmen sollte und mir Dinge egaler werden sollten etc.

    Als ich mich mit diesem Thema hier beschäftigt habe, wurde mir ganz schnell klar, warum mir das gesagt wurde. In meinem Haus zum Beispiel merke ich ganz schnell, wenn dicke Luft vorhanden ist auch, wenn mir kein Mensch gegenübersteht. Ich war eine Zeit lang nicht Zuhause und als ich wieder kam, kam mir die dicke Luft und schlechte Atmosphäre in einem Schwall entgegen. Manchmal frage ich mich, ob das stimmt, was ich da mal wieder wahrnehme oder ob ich mir das nur einbilde. Da mir Personen aber meine Wahrnehmung immer wieder bestätigen, wenn ich sie zum Beispiel frage, ob sie müde oder traurig sind, merke ich, dass ich nicht an mir zweifeln brauche. Viele fragen mich dann immer, wie ich das wahrgenommen habe, da ich doch nichts sehen kann nur zum einen sage ich dann immer, dass ich das an der Stimme gehört habe und wie du Bettina schreibst, merke ich das in diesem Moment auch von der Stimmung.

    Antworten
    • Hallo Sonnenschein,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Du stehst vor einer ganz besonderen Herausforderung. Durch die Blindheit sind deine anderen Sinne schon automatisch viel mehr im Einsatz und dadurch bereits sehr viel ausgeprägter, als bei Menschen, die alle Sinne noch wahrnehmen. Wenn dann noch Hochsensibilität hinzukommt, kann ich nur im Ansatz erahnen, wie intensiv du fühlen und wahrnehmen musst. Dein feines Gespür für andere ist eine besondere Gabe. Sie kann – wie alle Fähigkeiten von uns sehr sensiblen Menschen, eine Bürde und ein Geschenk sein. Es ist schön zu lesen, dass du bereits Menschen in deinem Umfeld hast, dich dich für dein feines Gespür schätzen. Halte dich an sie.
      Alles Liebe
      Bettina

  2. Liebe Bettina,
    wie immer ein guter inspirierender Beitrag von Dir! Gerade in der heutigen Zeit, wo Menschen mit Eindrücken und Infos aus allen Medienquellen überhäuft werden, fällt es uns feinfühligen Menschen schwer, bei sich zu bleiben. Und es wird schwerer, zu sich zu stehen. Aber es darf vielleicht darum gehen, das endlich zu ändern.

    Ich habe viele Jahrzehnte gebraucht, um mich endlich zu verstehen 🙂 so wie ich gemeint bin!
    Feinfühliger, feinsinniger und ….eben anders!

    In meiner Jugend und lange danach habe ich sooo vieles getan, nur um ja akzeptiert zu werden!
    – Sport bis zum umfallen. Das „tut ja jeder“. Mein Bauch, Beine, Po waren perfekt. War ich glücklich? Nein
    – gehungert, nur um ja in die kleinste Kleidergröße zu passen. War ich glücklich? Nein.
    – Partnerschaften eingegangen (obwohl meine Seele laut dagegen war). Zweisamkeit wie „man das eben so tut“ gelebt. Mich verbogen und angepasst. War ich glücklich? Nein.
    – Jobs angenommen, die „man ja so tut“. Mich in stickige Großraumbüros jahrelang begeben – alle anderen fanden das völlig normal – mein Innerstes rebellierte immer lauter. War ich glücklich? Nein
    – Party, laute und schrille Unternehmungen-weil das ja jeder normal findet. War ich glücklich? Nein, immer noch nicht!

    Mein Körper, meine Seele, mein Geist wurde immer leerer…Bis ich endlich draufkam!
    Und das, was danach kam, wurde endlich schön!

    ich kam nach meiner Erkenntnis in Kontakt mit Menschen, die ein Anderssein verstanden. Menschen, wo ich mich plötzlich wohl fühlte! Menschen und Situationen, die es zuliessen (und -lassen), einfach zu SEIN. Menschen, die ebenso fühliger sind und das auch leben.
    Hochsensibilität hängt für mich eng mit Selbstliebe und Authentizität zusammen.
    Sich selbst und seine Seele vor allen anderen (nicht trennend gemeint!) zu vertreten und zu verteidigen ist nicht einfach. Es bedeutet auch, Ablehnung zu ertragen, aber das ist dann keine Ablehnung, die persönlich gemeint ist. Das macht ein Zusammenleben leicht und respektvoll.

    Vieles gibt es zu diesem Thema noch zu erzählen, ich finde es jedenfalls schön, hier wieder bei Dir darüber zu lesen.
    Ich bin nicht bei Facebook (das ist mir zu viel), deshalb schreibe ich nur hier den Kommentar. Viele Grüße und Danke!

    Antworten
    • Hallo Joanna,

      Respekt für deine offenheit, ja so sind viele, ich auch. Aber es wird mit jeden Tag immer besser. Genau so wie dir, ist es mir auch gegangen und ja, es braucht Zeit, bis es besser wird. Es ist ein ständiges arbeiten an sich, aber es lohnt sich. Das Umfeld ist absolut mitentscheidend. Man könnte viel darüber schreiben. Ich bin übrigens auch nicht bei Facebook. Den Hochsensiblen gehört die Welt -:)
      Ich wünsche dir alles gute

      Liebe Grüße
      Frank

    • Liebe Joanna
      Unglaublich wie du da schreibst.., wie sehr du dich verbogen hast um dazuzugehören, um anderen zu gefallen….
      Gott sei Dank hast du den Weg zu dir selbst gefunden und dann noch auch auf Mitmenschen gestoßen die auf einer Wellenlänge mit dir sind, das freut mich sehr für dich.
      Ich denke das bringt auch das Älterwerden mit sich, ganz klar man macht Erfahrung um Erfahrung und kann dadurch wachsen. Es ist das Wichtigste nie den Kontakt zu sich selbst zu verlieren, immer in sich hineinzuhören und wie Bettina immer schreibt im EINKLANG MIT SICH SELBST zu sein.
      Alles Liebe weiterhin, Maria

    • Liebe Joanna,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Es ist bewundernswert, was du durchgemacht hast und woraus du neu erwachsen bist. Ich kann nur erahnen, wie herausfordernd diese Zeit sein musste. Umso schöner zu lesen, dass du mittlerweile bei dir selbst angekommen bist und dass dein Leben endlich „schön wurde“, wie du es formulierst. Auch wenn es immer wieder herausfordernd bleibt. Ich kann deine Worte sehr gut nachvollziehen und verstehe, was du meinst. Selbstliebe und Authentizität gehören auch für mich zu einer der größten Lernaufgaben in Bezug zu (meiner) Hochsensibilität. Die Spiritualität ist mir im Bezug zu einer stärkenden Denkweise auch eine große Stütze gewesen und ist es immernoch. Es bleibt ein stetiger Wachstumsweg, bei dem wir feinfühligen Menschen wohl alle lernen dürfen, unsere einzigartige Blüte immer mehr zu öffnen und voll und ganz zum Ausdruck zu bringen.

      Herzlichen Dank, dass du deine Gedanken hier mit uns geteilt hast.

      Alles Liebe
      Bettina

  3. Liebe Bettina,

    Dies war wieder ein sehr inspirierender und Aufschlussreicher Artikel für mich. Ich bin mit nämlich tatsächlich bis heute nicht sicher, ob ich nicht auch hochsensibel bin. Schon früher, war ich immer sehr schüchtern, hab mir vieles zu Herzen genommen und andere konnten mich extrem leicht mit Worten aus der Bahn werfen. Auch vor ein paar Tagen erst habe ich von jemandem einen Kommentar mit etwas rauem Ton bekommen, wo ich weiß, dass das so böse nicht gemeint war, trotzdem denke ich immer wieder darüber nach.

    In deinem Artikel sehe ich mich an einigen Stellen selbst wieder. Früher habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, was ist nicht richtig mit mir, warum werde ich nicht gemocht, hatte deutlich andere Interessen und habe nie wirklich Anschluss gefunden. Ich war immer darauf bedacht es allen recht zu machen und meine Aufgaben ordentlich zu erledigen. Ich bin deshalb so unschlüssig, ob hochsensibelität auf mich zutrifft, weil ich einfach auch einen extrem großen inneren Kritiker und einen starken Perfektionisten habe und viele zwanghafte Züge, wodurch ich andererseits mir viel Wissen angeeignet und für meine Arbeit zum Beispiel viele Dokumente erstellt habe. Zu Hause stört es mich, wenn irgendwo etwas herum liegt, inzwischen bin ich schon lockerer damit geworden, aber ich merke vor allem das Internet, die ganzen Artikel, bei Facebook die ganzen verschiedenen Themen, das mich das schon extrem überfordert, weil ich an vielem auch interessiert bin und dann fällt es mir schwer fokussiert zu bleiben.
    Was auf jeden Fall dafür spricht ist, dass ich sehr emotional und mitfühlend bin. Mich in andere Menschen hineinzuversetzen ist auch von mir eine Stärke und ich fange oft fast mit an zu weinen, wenn ich berührende Geschichten höre.

    Ich bin nach wie vor hin und her gerissen, was so bei mir los ist. Aber ich bin schon lange in meinem Prozess und arbeite an meiner selbstliebe, dem selbstbewusstsein, selbstwirksamkeit….. Wo ich auch schon einige Erfolge verzeichnen konnte.

    Ich danke dir sehr für diesen Artikel und ich finde es echt toll, dass du so offen über deine eigene Geschichte erzählst, das macht dich mega sympathisch.

    Ganz herzliche Grüße
    Jenny

    Antworten
    • Liebe Jenny,
      vielen Dank für deinen Kommentar und deine eigene Geschichte. Ich kann einiges wirklich sehr gut nachvollziehen und nachempfinden. Auch Perfektionismus kann zur Hochsensibilität gehören und daraus resultierend auch ein starker innerer Kritiker. Das Thema ist wirklich weitaus größer, als ich in einem kleinen Beitrag wiedergeben könnte. Hast du schon mal ein Buch darüber gelesen, wie zB das von Elaine Aron „Sind Sie hochsensibel?“. Ich kann mir vorstellen, dass du in einem Fachbuch mehr Klarheit und auch die Antwort darauf finden wirst, ob du hochsensibel bist. Erzähl mir gerne bei Gelegenheit, was du für dich rausgefunden hast.
      Vielen Dank auch für deine Bestärkung zu meiner eigenen Geschichte. Es fällt mir nicht immer leicht, darüber zu schreiben, daher danke ich dir sehr für diese Worte.
      Ganz liebe Grüße und fühl dich umarmt
      Bettina

  4. Hallo Bettina,

    ein wirklich sehr aufschlussreicher Artikel.
    Dieses Gefühl anders zu sein als die anderen kenne ich nur zu gut. Schon als Kind gingen mir Dinge besonders nahe, vereinnahmten mich tagelang. So ging es mir als Kind nicht selten schlecht, da sich Angst durch jede Faser meines Körpers zog. Überhaupt ging es mir sehr nahe, wenn Menschen beispielsweise Versprechen nicht einhielten. Gleich war ich am Boden zerstört, konnte nicht schlafen. So wurde mir immer wieder gesagt, dass ich mich nicht so anstellen solle, dass ich für meine Gefühle keine Begründung hätte. Bis der Bezug zu meinen Gefühlen immer mehr in Dysbalance geriet.
    Mit 13 entwickelte ich dann eine Essstörung in Form von Magersucht. Es half mir Halt zu finden. Später begann dann auch selbstverletzendes Vehalten ein Teil von mir zu werden.
    Ich fühle schon immer genau die Stimmungen anderer Menschen. Manchmal, wenn meine Schutzwände einmal wieder durchlässig wie Glas sind, muss ich mich zurückziehen um mich vor, ich nenne es immer, äußeren Erschütterungen zu schützen. Denn eine Kleinigkeit kann schon sämtliche Energie aus meinem Körper saugen.
    Menschenmengen sind für mich meist unerträglich. Die lauten Stimmen, die Blicke der anderen, überhaupt der Druck irgendwas sagen zu müssen. Auf der Arbeit wird dieses Verhalten meinerseits auch meistens misinterpretiert, dass es mir nicht gut ginge, wenn ich mich zurückziehe und nicht in Smalltalk übe. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Ich mag es meine Ruhe zu haben.

    Der Begriff der Hochsensibilität fühlt sich für mich stimmig an. Allerdings kommt für mich erschwerend hinzu, dass ich an einer emotionalen Instabilität leide. Man nennt es auch allgemein Borderline. So habe ich in Sachen Akzeptanz von anderen Hochsensiblen leider auch schon zu hören bekommen ich sei nicht wirklich hochsensibel. Dass Traumatisierte wohl Eigenschaften von Hochsensiblen hätten, jedoch nicht die positiven wie das oftmals benannte EInfühlungsvermögen.
    Für mich wirkt das dann oft empathielos mir gegenüber. Zumindest fühlt es sich so an. Denn es ist sehr einseitig in der Betrachtung.

    Denn andererseits habe ich auch wiederum gelesen, dass man als Hochsensibler in einem wenig förderlichen Umfeld eben ein Störungsbild wie das meine entwickeln kann. Dass die Krankheit somit aus der Hochsensibilität resultiert. Insofern wäre meine Bewertung über mich selbst mich als hochsensibel anzusehen nicht falsch.

    Schade finde ich auch, dass es gesellschaftlich in Ordnung ist sich als hochsensibel zu bezeichnen. Aber mit meiner Krankheit muss ich schweigen. Dadurch fühle ich mich auch unter Hochsensiblen oft anders und außen vor stehend. So richtige Empathie von Seiten anderer Hochsensibler habe ich da noch nicht wirklich gespürt. Vielmehr scheint es in Ordnung, dass sie über ihre Probleme aufgrund ihrer Hochsensibilität sprechen, doch ich muss schweigen. Dabei empfinde ich in vielen Belangen gleichwertig, nur in manchen noch intensiver.

    LG

    Antworten
    • Hallo Charlotte,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich kann deine Gedanken nachvollziehen und erkenne mich in einigen Dingen auch wieder. So auch, dass ein wenig förderliches / unwissendes Umfeld für feinfühlige Menschen zu Störungsbildern führen kann. Ich bin vorsichtig mit dem Begriff Hochsensibilität. Ich sage lieber feinfühlig, denn es gibt hochsensible Menschen, die sich (durch eine starke Identifizierung mit dem Begriff) über die Norm stellen und sich als etwas Besseres fühlen, was ich absolut nicht unterstütze. Jeder Mensch ist für mich gleichwertig. Ein Mensch mit Hochsensibilität ist weder besser, noch schlechter als ein Mensch, der weniger feinfühlig ist. Er ist anders, aber nicht in der Wertigkeit. Wer sich als etwas „Besseres“ fühlt, kann dazu neigen, so in die Trennung zu gehen, wie du die Erfahrung gemacht hast. Ich persönlich mag solche Diskussionen nicht, weil es in meinen Augen nicht darum geht, wer oder was man ist. Ich finde es viel wichtiger, sich selbst zu verstehen und einen Weg zu finden, sich in seiner feinfühligen Art anzunehmen und einen Weg zu finden, mit ihr umzugehen und im Alltag gut für sich zu sorgen. Was andere sagen ist nicht wichtig. Was dein Herz sagt und was du brauchst ist wichtig. Das ist die hohe Kunst und Herausforderung, die wir im Leben lernen dürfen.
      Ich wünsche dir alles Liebe
      Bettina

  5. Hallo Bettina,
    … und alle, die lesen.
    Bin über 60 und habe auch durch diese hohe Sensitivität (halte das für das bessere Wort) nicht das einfachste Leben gehabt. Aber auch nur, weil ich mich ständig als weniger wert betrachtete. Nicht die anderen, ich selbst. Denn die waren oft froh, so jemanden wie mich in ihrer Umgebung zu haben. Wurde häufig ausgenutzt. Nur – das ist dann mein Bier.
    So etwas mitzukriegen, dazu musste sich aber auch erst mal etwas Entscheidendes ändern: die Einstellung zu mir selber. Diese hohe Sensitivität als etwas Gutes, Positives zu betrachten.
    Ansonsten hat ALLES zwei Seiten, bei Sensitiven halt dieses Stillebedürfnis, die Überreizung, beim anderen aber etwas anderes – und genau das wollte ich selber NICHT.
    Wie oft stehen jene plötzlich vor einem Scherbenhaufen, weil sie sich nicht die Zeit nahmen, über Dinge gründlich nachzudenken und damit auch abwägender. Oder (trotz Kenntnis) unsensibel Menschen derb verletzt zu haben und sie verprellten. Und dann: was entgeht ihnen alles. Auch Wissen.
    Jedes Mal, wenn ich in den Garten trete, die Vögel beobachte, meinen Hund, oder zum Himmel schaue, bin ich froh, dass ich genau diese Sensitivität erhielt. Immerhin geht es um mich. Es ist mein Leben, was ich lebe.
    Die Beschäftigung mit HSP und seinen Eigenheiten hat mir als Erstes Erleichterung verschafft, weil es ja doch recht viele „von meiner Sorte hat“. 😉 Das andere ist eben bloß die Mehrheit, Masse. Nur hat sich Masse in der Vergangenheit nicht immer als gut herausgestellt. Was haben Mehrheiten schon für Unglück angerichtet.
    Damit war dann bei mir persönlich die Trauer verschwunden, nicht zu ihr zu gehören.
    Ich freue mich heute, so zu sein wie ich bin und eben NICHT der Mehrheit zu entsprechen. Spürender, empfindender, weiter vorausdenkend, mitfühlender, so herrlich viel sehend, aufnehmend, „ganz dabei“. Das schmerzhafte Getrenntsein war seitdem verschwunden.
    Natürlich hat es auch Schattenseiten, so wie alles und immer zwei Seiten hat. Es hat allerdings auch eine, nicht sensitiv zu sein. (s.o.)
    Klar, auch mir mangelt es immer wieder mal an Austausch, aber das ist halt der Preis für dieses Glück, und den einen oder anderen hats gelegentlich durchaus. Man trifft sich und man erkennt sich sogar. Und DAS gute Gefühl haben die anderen auch wieder nicht. 😉

    Seit ich den Fokus weg vom Negativen nahm, hin zu dem, was gut ist und nicht den Mangel im Auge hatte (hat aber seine Zeit gebraucht), ist das Fremdsein verschwunden. Ich bin zu Hause. Das bin ich und ich bin stolz drauf.
    Und dann: „Die anderen“ sind auch oft alleine, sie empfinden es nur nicht so tief oder gelegentlich nicht mal als Mangel. Sie werden häufig genauso wenig verstanden und sind happy, auf einen sensitiveren Menschen zu treffen. Und da beginnt dann die „Arbeit“, die ich eingangs nannte. Demjenigen dann klar zu machen, dass das wenigstens in Teilen hin wie her sein muss. Fragen, zuhören und versuchen zu verstehen kann nämlich jeder. Aber so lange man ohne das zum Ziel kommt…

    Herzliche Grüße und schön, dass es diese Seite gibt
    Ruth

    Antworten
    • Liebe Ruth,
      vielen Dank für deine Sichtweise. Ein entscheidender Schlüssel ist in der Tat die Einstellung, die man zu sich und seiner Sensibilität hat. Denn das eigene Selbstbild beeinflusst die gesamte Wahrnehmung und persönliche Realität. Wie schön zu lesen, dass du deine Gaben erkennst, lebst und genießt. Dennoch finde ich es auch immer wichtig zu beachten, sich mit seiner Sensibilität oder Sensitivität – wie auch immer man es nennen mag – als etwas Besseres zu bewerten und damit eine Trennung unbewusst hervorzurufen. Jeder Mensch wird so gebraucht, wie er ist und jeder ist wertvoll.
      Alles Gute und herzliche Grüße
      Bettina

  6. Liebe Bettina,

    danke für deine liebe Antwort und die anregenden Gedanken.
    Ganz ehrlich? Mir gefällt’s. 😉 Ohne mich gleich als was Besseres zu fühlen. Die Natur und das Leben braucht beides, es ist Vielfalt.
    Mit dem Trennenden hast du mich erwischt. Ich separiere mich seither ganz schön, also seit ich mich anzunehmen und zu mögen gelernt habe. Mir tut’s einfach nicht gut, mit Personen zusammen zu sein, die sich wie Dampfwalzen bewegen. Letzteres hat meines Erachtens aber sogar wenig mit sensibel oder nicht zu tun. Eine Frage von vielem anderen.
    Aber seit ich mich so wie ich bin mag, ist eben genau dieser Wunsch nach Zugehörigkeit verschwunden. Ich gehe durchaus auf Menschen zu, habe nette Kontakte und Personen, mit denen ich gerne Zeit verbringe (in diesem Ruhe-Rahmen), andererseits habe ich es als unsinnig erkannt, mir selbst Menschen anzutun, die mir schaden.
    Eine Wendung hin zu mir, vielleicht trifft es das etwas besser, ohne egoistisch oder gar abgehoben zu sein bzw. jegliches Anders abzulehnen. Ist schwierig, dieses Empfinden in Worte zu kleiden.

    Ganz herzliche Grüße
    Ruth

    Antworten
    • Liebe Ruth,
      das hast du schön gesagt: „Die Natur und das Leben braucht beides, es ist Vielfalt.“ Genauso sehe ich das auch und ich finde es toll, dass du deine Sensitivität so gerne magst. Mit dem Trennen meinte ich die gedankliche Trennung durch die Erhabenheit, wenn sich jemand mit seiner Hochsensibilität als etwas Besseres fühlt. Aber das scheint bei dir ja nicht der Fall 😉 Die Distanz zu anderen kann ich sehr gut nachvollziehen und ist für mich ein Zeichen von Bewusstheit und Gesundheit. Auch ich habe wenige, dafür ausgewählte Kontakte, die mir guttun und bin oft und gerne für mich allein. Und auch da bin ich bei dir: Das liegt nicht nur an der Hochsensibiliät. In das Leben und die Persönlichkeit spielen vieles hinein. Ich freue mich jedenfalls zu lesen, dass du auf, wie mir scheint, sehr gesunde Weise bei dir angelangt bist und mit Bewusstheit und Sanftmut dein Leben lebst.
      Herzliche Grüße
      Bettina

  7. Liebe Bettina,

    danke, das waren warme und mir sehr zum Herzen gehende Worte. 🙂
    Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich noch einmal antworte, denn das ist Kommentar und kein Chat. 😉 Aber zum einen wollte ich dir doch noch mitteilen, wie wichtig deine Stärkung ist. Durch deine Artikel und Seiten sowie persönlichen Worte, denn es gibt Momente, Erlebnisse, da kommt man schon ein wenig ins Trudeln.
    Zum anderen jedem, der’s liest, auch von mir aus noch mal Mut machen. Das Sensible wird durchaus auch von weniger Sensiblen geschätzt – falls man zu sich steht, es auch lebt, sich nicht verbiegt und aufpasst, dass es nicht nur zum Vorteil benutzt werden soll. Bei gutherzigen Trampeltieren reicht dann manchmal schon EIN Grenzen setzen. 😉

    Ich wünsche alles Gute und mit lieben Grüßen
    Ruth

    Antworten
    • Liebe Ruth,
      ich finde dich großartig! Du hast recht, das ist kein Chat 😉 dennoch darf gerne ein kleiner Austausch stattfinden 🙂 Ich freue mich sehr über deine liebevollen und positiven Worte an mich sowie an andere hochsensible Menschen. Herzlichen Dank dafür!
      Es ist schön, dich als Leserin zu wissen und dir mit meinen Texten Stärkung geben zu dürfen.
      Alles Liebe
      Bettina

  8. Hallo liebe Bettina,
    Schritte… und so habe ich nun doch noch was „beizusteuern“, ergänzend, denn ich finde, wir „Sensible“ rücken uns häufig selbst in die Ecke. Klingt an vielen Stellen immer wieder wie eine Entschuldigung, dass man „nicht wie die anderen ist“, oft verbunden mit der Bitte, doch auf uns Rücksicht zu nehmen. Meine Ansicht und Erfahrung ist, dass sich in hohem Maß sensitive Menschen ihren Bedürfnissen viel zu vorsichtig nähern. SIE sind ja anders. SIE weichen ja von der Norm, Mehrheit und Masse ab. So sind ihre Gedanken, so wird es ihnen auch immer wieder suggeriert. So ist ja auch die vielfache Meinung: Das, was die Mehrheit macht, sei richtig. Nur, wie oft hat die danebengelegen?! 😉

    Ich kenne das zu gut von mir. Und bei manchen Sensitiven ist es sogar die Bitte um Nachsicht. Für was? So zu sein, da ist doch nichts Schlechtes dran, im Gegenteil. Wie viele profitieren von hoher Sensibilität und das nicht selten sogar absichtlich.
    Jeder hat Bedürfnisse und die differieren halt. Da hat es welche, die setzen sie aus vielerlei Gründen respekt-, würde- und rücksichtslos durch und andere machen das nicht. Ich finde solches abscheulich und richte mich in meinen ureigenen Konsequenzen danach.
    DAS war aber nicht immer. Erst musste ich lernen, dass ich, meine Bedürfnisse, Wünsche, mein Dasein, genauso wichtig sind wie die oder das anderer Personen. Damit es mir gut geht und das ist ebenfalls „wichtig“, sonst kann ich ja anderen Menschen nichts Gutes tun.

    Und genau das war früher nicht. Viele der Personen um mich herum waren mir wichtiger als ich mir selber. Hatte aber nichts mit Liebe zu tun, wie ich mit der Zeit merkte, sondern war Angst vor dem Verlieren „der Liebe“ von ihnen. Die aber keine war, denn sonst wäre ihnen daran gelegen gewesen, dass es auch mir gut geht, nicht nur ihnen und/oder Dritten.

    Da stand dann Loslassen auf dem Programm und jetzt ist an der Reihe, meine Bedürfnisse zu erforschen. Klingt komisch, ist aber ernsthaft gemeint, denn es war zu lange, dass ich an denen vorbeilebte, weil ich sie nicht mal noch kannte. Voll dran gewöhnt, dass „sie“ wichtiger waren als ich, ihre quasi als meine betrachtet. Ihre Gefühle als meine.
    Ich hätte nie gedacht, wie schwer es ist, das voneinander abzugrenzen und eine eigene Person zu werden. Muss mir jeden Morgen aufs Neue die Frage stellen, wie ICH diesen Tag verbringen WILL. Ganz tief in mich hineinhorchen.

    Begonnen hatte es, als ich aufhörte, mich als Ausnahme zu betrachten, sondern als EIN Mensch von vielen. Nicht rücksichtslos, ziemlich empathiebegabt, das Schöne dieser Welt liebend, es sehend, ziemlich ehrlich, unverschnörkelt, Ruhe mögend, gern bei einer Sache bleibend, eng mit der Natur verbunden. Ich bin und das ist gut so. Hat viel gemacht, vor allem der letzte Satz.

    Schon die Wortwahl ist demnach wichtig. Ich bin keine Ausnahme. Ich bin anders? Sie sind auch anders. Ich brauche keinen Freiraum, es steht mir einiges zu. Rückzug? Nein. Ruhe ist eins meiner Bedürfnisse. Manche brauchen halt dies, ich das.
    Wenn wir uns zu einer Ausnahme machen, zu was Besonderem, draußen, machen das andere auch.

    Ganz liebe Grüße
    Ruth

    Antworten
    • Liebe Ruth,
      vielen Dank für die Einblicke in deine Wachstumsreise und deine Gedanken. Da bin ich ganz bei dir, dass hochsensible Menschen ihr Selbstbild stärken und mit mehr Selbstbewusstsein und Authentizität nach außen treten dürfen. Bei diesem Prozess unterstütze ich auch in meinem Online-Coaching-Programm „Endlich wertvoll!“. Der Schlüssel zur Lösung liegt wie immer bei uns selbst. Nicht die anderen müssen uns respektieren, sondern wir uns selbst mit dem, was uns auszeichnet und was wir brauchen, damit es uns gutgeht. So wie du es breits tust und zunehmend lernst.
      Ich wünsche dir weiterhin viele wertvolle Erkenntnisse und viel Freude auf deinem Wachsums- und Findungsweg.
      Alles Gute und herzliche Grüße
      Bettina

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