Von der Vergänglichkeit und dem Leben

2. September 2016

Ich liebe den Spätsommer. Wenn sich eine gewisse Melancholie einschleicht und von Abschied und Vergänglichkeit erzählt. Sie macht mir jedes Jahr aufs Neue bewusst, dass alles hier auf Erden endlich ist: Alle Zeit, an der wir festhalten, alles Glück, das wir in Äußerlichkeiten suchen und finden wollen.

Aber nicht nur das.

Auch wir selbst sind vergänglich – das Aussehen, an dem wir viel zu oft und viel zu sehr festhalten – der Körper, die Haut, die Haare. Alle Schönheit wird mit der Zeit vergehen, so wie die Blätter welk und zu Boden fallen, wenn ihre Zeit – wie jetzt im Spätsommer – so langsam gekommen ist. Die Zeit gekommen ist, loszulassen. Sie sich wandeln zu Staub und dorthin zurückkehren, wo sie hergekommen sind. Eingeschlossen im ewigen Kreislauf des Lebens.

Aber die Melancholie macht mir nicht nur die Vergänglichkeit, sondern vielmehr den Wert des Lebens bewusst.

Sie zeigt mir, dass wir doch eigentlich glücklich sind, wenn auch wir loslassen würden. Loslassen von all den irdischen Dingen, an denen wir festhalten und die wir doch nicht halten können.

Und nicht erst am Ende des Lebens sollten wir loslassen, sondern jeden Tag aufs Neue. Weil wir jeden Tag ein Stückchen sterben, ein Stück vergehen, ohne es zu merken. Und jeden Tag sollten wir dieses kleine Stückchen wirklich sterben, diesen kleinen Tod akzeptieren und das, was gegangen ist, für immer gehen lassen – den aufkommende Gedanke, dass ein graues Haar mehr, eine Falte tiefer oder wir ein Kilo schwerer geworden sind.

Es ist vergangen und damit nicht mehr von Wert.

Gehe jetzt hinaus in die Natur und du wirst verstehen, was ich meine. Dass nichts von Dauer ist. Du wirst die Ahnung von Abschied spüren, wenn du dich umsiehst – im Fallen der Blätter, im Vertrocknen der Blüten, im Verblassen des Grüns. Du wirst verstehen, dass nur der Moment des Lebens zählt. Dass die Ewigkeit in einem Atemzug eingeschlossen ist.

Und im Angesicht der Vergänglichkeit wirst du erkennen, dass auch dein Leben endlich – und unheimlich wertvoll ist.

Dass du jetzt die Chance hast glücklich zu sein, wenn du dich dazu entscheidest, von Belangslosigkeiten loszulassen und den wichtigen Dingen im Leben deine Aufmerksamkeit zu geben.

Den Dinge, die nicht vergehen: Die Freude, die Liebe, das Glück.

Wir sollten Beziehungen führen, die uns erfüllen.
Wir sollten Dinge tun, die uns erfreuen.
Wir sollten unseren Herzen folgen und glücklich sein.

Leben.
Lieben.
Lachen.

Weil wir nicht ewig Zeit haben.

Weil wir vergehen und jeden Tag ein bisschen mehr sterben.

Weil wir die kostbare Zeit, die uns bleibt, mit den Dingen füllen sollten, die wirklich von Bedeutung sind.

2 Gedanken zu „Von der Vergänglichkeit und dem Leben“

  1. Liebe Betty, wirklich ein sehr gefühlvoller Beitrag! Jedes einzelne Wort ist wahr. Auch, wenn es manchmal schwierig erscheint, sollten wir Beziehungen führen, die uns erfüllen und uns gut tun, Dinge tun, die uns erfreuen und mit Leben erfüllen, und das Allerwichtigste: unserem Herzen folgen! Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag ❤️ LG, Fari

    Antworten
    • Liebe Fari,
      vielen Dank für deinen Kommentar! <3 Ja, du hast recht, es ist nicht immer leicht danach zu leben, aber wir sollten uns Schritt für Schritt daran wagen.
      LG Betty

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