Unerträglicher Stillstand – Ich habe getan, was ich konnte, warum ändert sich nichts?

25. Juli 2017

Hast du das Gefühl, dass gerade alles stillsteht? Du steckst in einer Situation oder Phase fest, die sich für dich unerträglich anfühlt, weil sich nichts bewegt? Du hast dich bemüht und schon viel versucht, um Klarheit und Ordnung zu schaffen, aber es verändert sich einfach nichts?

Kommt dir das bekannt vor?

Die Schule des Lebens

Das Leben ist eine Schule und die Lektionen begegnen dir als Herausforderungen. Nur durch sie kannst du in deinem persönlichen Wachstum vorankommen.  Es gibt Herausforderungen, bei denen du aktiv etwas tun kannst und musst, um eine neue Situation zu schaffen, mit der du dich wohlfühlst. Es gibt aber auch Herausforderungen, die du nicht bewusst verändern kannst. Und genau diese Herausforderungen wollen dich oft etwas ganz bestimmtes lehren:

GEDULD und VERTRAUEN.

Kann es sein, dass du gerne die Kontrolle in deinem Leben hast und Ordnung sowie Klarheit brauchst? Dass du gerne einen Plan hast und Spontanität nicht ganz so dein Ding ist? Dass du Sicherheit in jeglicher Form liebst?

Nichts im Leben ist sicher – sei es der Job, dein Zuhause oder deine liebsten Menschen um dich herum. Das wirst du spätestens dann merken, wenn du etwas, woran du dich gehalten hast, verlierst. Du hast dich an etwas festgehalten, was nicht sicher war. Es ist zerbrochen – im instabilen Sand, auf dem es stand, zerfallen. Ein Windhauch kam und hat es einfach so davon geweht. Und folglich hast auch du nun den Boden unter den Füßen verloren, weil du nichts mehr greifen kannst, um dich festzuhalten.

Jeder von uns wird im Laufe seines Lebens auf Herausforderungen treffen, die ihm genau das zeigen: Dass wir keine Kontrolle über das haben, was wir fälschlicherweise als unser Eigen nennen. Dass uns nichts gehört und sich alles jederzeit ändern kann.

Nichts, was wir haben, gehört uns wirklich.

In 4 Schritten innere Stabilität entwickeln

Loslassen ist das, was uns das Leben lehren möchte. Immer und immer wieder. Der Mensch sehnt sich nach Sicherheit und sucht sich folglich Dinge, an denen er sich halten kann. Da das meist äußere Umstände sind, wird er immer wieder leiden, weil alles im Außen der Veränderung zugrunde liegt. Es wird verschwinden oder die Form ändern – und dann kommt der Schmerz. Deswegen ist es wichtig, dich darauf vorzubereiten, dass Dinge nicht für immer bleiben und Veränderung die Konstante im Leben ist. Um gelassener zu werden, können dir folgende vier Schritte helfen.

Schritt 1 – Dankbarkeit

Wie oft nehmen wir Dinge für selbstverständlich. Unser Zuhause, unser Job, unsere Familie und Freunde, unsere Gesundheit  – bis…, ja bis uns das Leben darauf hinweist, dass nichts davon selbstverständlich ist und dein Leben und das, was du erfahren und erleben darfst, ein Geschenk an dich sind.

Blicke immer wieder dankbar auf dein Leben.

Wertschätze das, was du hast und wisse darum, dass es ein Geschenk ist, das du erfahren darfst.

Du sollst dir dabei nicht vor Augen halten, dass du alles jederzeit verlieren kannst und dadurch traurig werden, versteh mich nicht falsch. Sondern du sollst dir bewusst machen, wie schön und gut du es hast. Wie viel Wert dein Leben hat, weil du so viel Wundervolles erfahren darfst.

Um dich in diesem wertschätzenden Blick zu schulen, kannst du ein Dankbarkeitsjournal führen. Schreibe dir täglich 3-5 Stichpunkte oder Ereignisse auf (zum Beispiel in ein hübsches Notizbuch), über die du dich an diesem Tag gefreut hast. Das kann auch „nur“ der singende Vogel vor deinem Fenster sein. Je öfter du dich in diesem positiven Blickwinkel schulst, desto einfach wird es dir gelingen, dein Leben mit Dankbarkeit zu betrachten und desto wertvoller wirst du dein Leben wahrnehmen.

Schritt 2 – Deinen Einflussbereich erkennen

Wo auch immer du in deinem Leben stehst: du hast dafür gesorgt, dass du dort angekommen bist. Das mag sich vielleicht hart anhören, aber rückblickend auf dein Leben wirst du erkennen, dass all deine Schritte im Leben Entscheidungen waren, die du über die Jahre hinweg getroffen hast (Berufswahl, Beziehung, Jobwechsel, Wohnort, Freundeskreis, Hobbys,…) und dich dahin gebracht haben, wo du heute steht.

Stimmst du mir zu?

Wenn du momentan in einer Situation bist, die dir unerträglich erscheint, dann überprüfe deine Handlungsmöglichkeiten. Das, was du tun kannst und wofür du die Verantwortung tragen kannst ist nichts anderes als dein Tun und Wirken im jetzigen Augenblick. Du kannst nicht in die Vergangenheit reisen und sie ändern. Du kannst nicht in die Zukunft fliegen und lösen, was du gerne gelöst haben möchtest. Du kannst lediglich jetzt – HIER und HEUTE – etwas zu tun, was dich deinem Ziel näher bringt. Wisse darum, dass du die Verantwortung übernommen hast, wenn du das, was dir möglich ist, getan hast oder tust.

Mehr geht nicht.

Schritt 3 – Loslassen und vertrauen

Du hast getan, was du konntest und die Umstände sind gerade durch dich nicht zu verändern? Dann liegt die einfachste, vielleicht jedoch größte Aufgabe vor dir: das Loslassen.

Du hast mit bestem Wissen und in bestem Gewissen dafür sorgen wollen, dass sich alles klärt und ordnet und trotzdem stehst du im vermeintlichen Chaos.

Bleibe ruhig.

Es steht eine Wende bevor – im Innen oder im Außen.

Das vermeintliche Chaos ist nur die Phase der Neuordnung.

Nicht durch dich.

Du kannst aktuell nichts tun.

Du kannst vertrauensvoll loslassen, weil du das getan hast, was in deinem Einflussbereich liegt.

Nun darfst du dem Leben erlauben, die Richtung neu zu ordnen. Überlasse ihm die Führung. Es schickt dich auf den Weg. Es schickt dir Hinweise. Eingebungen. Erkenntnisse. Es eröffnet dir Wege. Es ordnet sich – scheinbar wie von selbst.

Auf welche Weise das Leben die Ordnung wieder herstellt, kann ich dir nicht sagen, aber die Ordnung wird kommen, wenn du es zulässt. Du weißt nicht immer, was das Beste für dich ist. Gehe aufmerksam und offen durchs Leben, aber wisse darum, dass dein Teil für das Erste erledigt ist. Nun ist das Leben am Zug, um dir den nächsten Schritt zu zeigen.

Schritt 4 – Leben im Hier und Jetzt

Wenn du Angst und Sorgen hast, dann befindest du dich gedanklich in der Zukunft. Angst ist ein Produkt deiner Fantasie. Eine Vorstellung, die nicht real ist. Mit den Gedanken an die Zukunft verwehrst du dir den jetzigen Augenblick. Du kannst nicht genießen, was du hast, weil du dich damit beschäftigst, was du nicht hast oder verlieren könntest. Und dadurch leidest du.

Lenke deine Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt.

Tue die Dinge, die du tust, bewusst und mit voller Aufmerksamkeit.

Sobald du gedanklich im Hier und Jetzt bist, hast du keine Zeit mehr, über die Zukunft nachzudenken und demnach keine Zeit mehr, dir Sorgen zu machen und Ängste zu wecken. Trage die Verantwortung für dein Leben. Es findet jetzt statt. Nicht morgen und nicht in zwei Monaten. Jetzt. Jetzt. Jetzt. Nirgendwo sonst.

Wenn nichts mehr geht

Wenn du scheinbar in einer ausweglosen Situation steckst, dann versuche mit folgenden Schritten die Situation anzunehmen:

  1. Sei dankbar für das, was du hast.
  2. Tue, was dir möglich ist.
  3. Lass vertrauensvoll los und sei aufmerksam für die Zeichen des Lebens.
  4. Lebe im Hier und Jetzt.

Und du wirst sehen, wie sich dein Leben ordnen wird.

Du bist gerade in Ausbildung. Das Leben möchte dich Geduld und Vertrauen lehren und es wird so lange unerträglich bleiben, bis du loslässt und dem Leben erlaubst, dich zu führen.

In welchem scheinbaren Stillstand befindest du dich gerade? Was ist passiert, nachdem du losgelassen und dem Leben erlaubt hast, dich zu führen?

6 Gedanken zu „Unerträglicher Stillstand – Ich habe getan, was ich konnte, warum ändert sich nichts?“

  1. Hallo Bettina,

    danke schön für deinen Artikel. Du beschreibst schön auf was es im Leben ankommt. Im hier und jetzt sein. Das versuche ich auch immer wieder, aber es fällt mir schwer, wenn wieder keine Antwort auf ein Bewerbungsschreiben kommt oder eine Absage eintrudelt, auf eine Stelle die ich mir spannend vorstelle. Ich habe keine Lust mehr einen Job zu machen, den ich nicht mag, der „sinnlos“ ist, wo es nur um höher, schneller, weiter, mehr, geht. Aber immer wieder bekomme ich Absagen auf umweltlevante Stellen, weil mir die Erfahrung fehlt.
    Andererseits würde ich gerne reisen, so wie ich es letztes Jahr vier Monate gemacht habe, kann mir aber nicht vorstellen alles hinter mir zu lassen. Meine Webseite will sich auch nicht verbreiten im www. Das war bei web.de alles besser, da ging es von alleine. Ich bin kein IT Experte und zu doof dafür.
    Diese Rückschläge lassen mich immer wieder erstarren und nichts tun. Dann habe ich das Gefühl, ich MUSS aber doch in die Hufe kommen, machen, tun, ect.
    Oder einfach nur die Füße still halten und abwarten. Ach Sch… nie weiß man was das richtige ist.
    Dann habe ich Phasen wo es sich fügt, wo eins ins andere läuft, wo ich denke ach guck mal das Universum richtet es. Aber trotzdem kommt dann nix dabei rum.

    Ich werde weiter versuchen es so zu nehmen wie es kommt. Deine Beiträge erinnern mich immer wieder daran.
    Vielen Dank dafür und weiterhin alles Gute für Dich.

    Bobby

    Antworten
    • Lieber Bobby,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Vielleicht ist es nicht nur Geduld und Vertrauen, das du durch die Absagen lernen darfst, sondern vielleicht möchte dich das Leben auch dazu ermuntern, in dich hineinzuspüren und dich zu fragen, welches Leben du führen möchtest. Vielleicht möchte es dir auch den Hinweis geben, dich mehr deinen Träumen zu widmen und dich deinen Ängsten zu stellen (zum Beispiel wieder zu reisen). Ich selbst habe zum Beispiel nach vielen Jobs erkannt, dass die Stelle, nach der ich mich sehen, selbst erschaffen muss. Und durfte und darf mich nun auch meinen Ängsten stellen.

      Rückschläge können sehr wertvoll sein, wenn du sie als Chance wahrnimmst. Zum Beispiel das mit deiner Webseite. Dir Unterstützung zu holen oder dich in ein Thema einzuarbeiten können wertvolle Erkenntnisse aus diesen Rückschlägen sein. Du hast eine Entscheidung getroffen, die für dich nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht haben, nun kannst du neue Entscheidungen treffen, die vielleicht zu einem anderen, vielleicht besseren Ergebnis führen. Es liegt in deiner Hand.

      Lieber Bobby,
      ich möchte dich dazu ermuntern, nicht alles hinzunehmen, wie es kommt, sonder weiterhin aktiv dein Leben zu gestalten und dich in die Richtung zu bewegen, die sich für dich gut anfühlt. Es gibt nicht nur einen Weg und in dir steckt so viel mehr, als du ahnst 🙂

      Ich freue mich sehr, dass ich dich mit meinen Beiträgen unterstützen und auf deiner Reise begleiten darf.
      Alles Liebe und Gute für dich
      Bettina

      PS: Vielleicht ist auch dieser Artikel ganz interessant für dich: http://kreativgedacht.de/entscheidung-treffen/

  2. Seit mehr als 3 Jahren stecke ich in diese Lebenskrise fest. Ich verlor alles was ich liebte, und mir den nötigen Standard zum Überleben gegeben hat. Meine Familie wurde zerstört, meine Ehe ging kaputt, kein Job, dazu kamen Schulden, meine Gesundheit ging voll ein, viele Krankheiten die ich überstehen muss, viele Freunde verloren und ich blieb wie ein krüppel alleine mit 3 Kindern. für die ich Verantwortung trage, sie motiviere, und mich nicht schwach zeigen kann. Hab Keine Unterstützung, von niemanden. dieses Horror hört nicht auf, egal wie ich mich bemühe daraus zu kommen, werde ich von weiteren Schicksalsschlägen betroffen. Man hat das Gefühl, die Welt hat sich gegen einem verschworen. Ich steck fest, und habe keinen Einfluss mehr die Kontrolle über mein Leben wieder zu gewinnen.
    Ich hab kein Boden mehr unter den Füßen.
    Ich hab jetzt wieder Phase wo wirklich alles zu Hause weggefegt wurde. Mein Bett krachte ein, meine Möbel, Waschmaschine , trockner kaputt , und andere Geräte gingen kaputt. Dazu kein warmwasser , und ich lebe langsam wie im Mittelalter.
    Ich versuchte im hier und jetzt zu leben, aber die denken dann ich sei verrückt und mich kaum was interessiert. In der Tat habe ich ein „alles scheiss egal“ Gefühl entwickelt.

    Außerdem bin ich mit Ämtern /Behörden überfordert, überall Druck , Erniedrigung, Lug, Betrug..
    ich möchte am liebsten einschlafen und nicht mehr aufstehen. Das Leben macht für mich kein Sinn mehr .. auch das Leben muss man loslassen und ich hab keine Angst mehr vor dem Tod.
    mein Leben ist ein Kampf um überleben, kämpfte für die Wahrheit und Gerechtigkeit.
    Es gibt sie aber nicht in diese Welt. Auch existiert hier keine Freiheit. Welche Freiheit ist den gemeint ? Wenn wir immer noch die Sklaven des Systems sind und keine Wahl über unseres eigenes Leben treffen können. Frei werden wir erst dann, wenn wir unseren Körper verlassen und in die andere Ebene des Seins wechseln. Ich hab alles losgelassen und das Leben kracht weiter ein, und man sieht kein Ende. Wie viel Leid , Schmerz, Erniedrigungen, Manipulationen , Lügen kann ein Mensch ertragen.
    Ich hab die Welt zu sehr geliebt, hab mich immer für andere aus Liebe ganz aufgeopfert, und nichts mal wollte ich was zurück . Weil ich mich so sehr liebe, liebte ich die anderen bedingungslos bis ich mein Leben wie Jesu am Kreuz aufgeopfert habe. Es ist schwer aber,
    Ich muss an Prüfungen von Jesus oder Hiob denken, dann weiß ich , es könnte mich jeder Zeit noch härter treffen. Bin Gott so dankbar , dass meine Kinder gesund sind.. und aus dieser Perspektive, wenn man so tief fällt wie ich, sehe ich erstmal Leute die in Gegensatz zu mir alles haben und immer noch mehr haben wollen, und meckern und suchen sich selbst irgendwelche Probleme.
    Ich suche auch kein Ersatz im außen, seit dem mein ex-mann weg ist, bin ich mir selbst treu geblieben. Bin auch nicht mehr fähig mich zu verlieben.
    Ich frag mich nur wann hört es auf ?

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    • Liebe Mona,

      vielen Dank für deine offenen Worte. Wir können uns jeden Tag neu entscheiden, Teil der Lösung oder Teil des Problems zu werden. Oft liegt der Unterschied im BLickwinkel. Worauf fokussiere ich mich heute? Ich finde es großartig, dass du deinen Blick auf die Dankbarkeit richtest und weißt, dass du trotz deiner Schicksalsschläge viel Gutes erfahren darfst. Wundervolle und gesunde Kinder hast. Sag mir, wofür bis du noch dankbar? Was kannst du noch wertschätzen?

      Die Fragen, die du dir stellst, beeinflussen, wie du dich fühlst und wie du das Leben wahrnimmst. Wenn du dich ständig fragst: „Warum passiert das mir?“ „Warum haben andere so viel und ich nichts?“ sind das lähmende Fragen, die dich noch mehr in dein Leid ziehen. Genauso die Überzeugung, du könntest dich nicht mehr verlieben. Hingegen wenn du dir Fragen stellst, die Antworten für Lösungen öffnen, dann kannst du Kraft in dir wecken: „Was ist an dieser Situation / diesem Problem positiv?“, „Was ließe sich verbessern?“ „Was bin ich bereit zu tun, um Veränderungen herbeizuführen, die die Situation verbessern?“. Schau nicht zurück, sondern nach vorne, aber nicht mit dem „mir ist alles egal-Blickwinkel“, sondern mit dem „ich erschaffe mir mein neues Leben-Blickwinkel“. Das heißt nicht, dass es leicht werden wird, aber es wäre ein möglicher Schritt zur Veränderung. Der nötogen Veränderung in ein positiveres Leben.

      Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!

      Alles Liebe
      Bettina

  3. Hallo Bettina,

    vor drei Monaten hat sich meine Lebenspartnerin erhängt. Ich habe Sie in unserer gemeinsamen Wohnung gefunden. Nachdem ich Sie verlassen habe, hat Sie sich dies angetan. Da ich nie im Hier und Jetzt gelebt habe, sondern immer Sorge um meine Kinder, um die Zukunft hatte, alles zu verlieren was wir aufgebaut, ich mir immer die Frage stellte, ob es richtig war mit Ihr, habe ich diesen Schritt der Trennung gewagt und bin zurück zur Familie. Dazu muss ich sagen, dass in diesem Jahr im ganzen drei Mal gegangen bin. Nachdem mich meine Freundin immer wieder zurückweinte und Sie mir sagte, dass ich Ihr Lebensinhalt sei, wusste ich nachher auch nicht mehr, ob es Liebe ist. Nur wurde meine Traurigkeit immer größer und ich fiel in Depressionen. Bin dann nach dem 3ten Mal auch nicht mehr zurück zu Ihr und sagte dass es endgültig sei.. Ich hatte mich von meinem Mann getrennt und bin sofort mit einer Frau zusammengezogen. Wir haben 2,5 Jahre zusammengelebt. Jetzt nach der Tat meiner Freundin, geht es mir sehr schlecht und habe große Schuldgefühle. Nach traumatischem Erlebnis und Schock habe ich eine Reha hinter mir und bin immer noch in Therapie. Wollte mir schon das Leben nehmen, aber ich trau mich nicht, wegen der Kinder. Immer wieder versuche ich natürlich im Hier und Jetzt zu leben, nicht mehr an vergangenes oder an Angst vor der Zukunft zu denken, aber es ist fast gar nicht möglich. Ich werde einfach diese Schuldgefühle nicht los. Habe Ihr in Ihrer Verzweiflung nicht geholfen. Habe Sie im Stich gelassen. Ich fühle mich als sehr schlechten Menschen.

    Antworten
    • Liebe Marion,

      vielen Dank für deine Offenheit. Ich kann nicht mal erahnen, wie du dich fühlen musst, kann jedoch die Schuldgefühle absolut nachvollziehen. Weißt du Marion, Menschen, die von anderen Menschen abhängig sind, wie deine ehemalige Freundin von dir, neigen zur Manipulation. Sie werden egoistisch. Sie denken an das, was sie brauchen, damit es ihnen gut geht und tun alles dafür, um das, wovon sie abhängig sind, zu bekommen. In dem Fall warst du das und der Weg, um dich zu halten, ging über Druck und Schuldzuweisungen. Was der andere Mensch braucht, um glücklich zu sein, rückt bei diesen Menschen oft in den Hintergrund. Sie denken irgendwann nur noch an sich selbst, an ihr Unglück und dass andere dafür verantwortlich sind, wie schlecht oder gut es ihnen geht.

      Ich habe mich einmal von einer Freundin getrennt, die magersüchtig war und mich zum Essen gebraucht hat. Sie hat mir gesagt, wenn ich nicht zu Besuch komme, isst sie nichts mehr und ich sei dafür verantwortlich, wenn sie allein Zuhause zusammenbricht. Ich bin oft zu ihr gefahren, weil ich mich schuldig und verantwortlich gefühlt habe. Irgendwann ging es mir selbst jedoch sehr schlecht. Ich konnte einfach nicht mehr für sie da sein, weil ich nicht mal mehr Kraft für mich hatte. Sie hat mich ausgezehrt und so ließ ich sie irgendwann „im Stich“. Trotz Schuldgefühl und schlechtem Gewissen. Sie wurde depressiv und irgendwann in eine Klinik (zwangs)eingewiesen. In dem Fall ist die Geschichte zwar gut ausgegangen und doch würde ich es jedes Mal wieder so machen.

      Ich habe erkannt, dass jeder Mensch für sein eigenes Wohlbefinden verantwortlich ist und so auch ich für meines. Ich wollte nicht mehr auf Kosten meiner GEsundheit und Freude leben. Ich wollte mich nicht mehr verbiegen und bei einem Menschen bleiben, weil er mich braucht, obwohl es mich auszehrt und unglücklich macht. Es wäre eine Verleugnung mir selbst gegenüber. Diese Erkenntnis hat mir geholfen, Frieden mit meiner Entscheidung zu finden und das wünsche ich auch dir von Herzen liebe Marion. Mögest du erkennen, dass du nichts falsch gemacht hast, sondern die Verantwortung für dein Wohlbefinden übernommen und gut für dich gesorgt hast.
      Alles Liebe
      Bettina

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