Wie du dich von der Vergangenheit lösen kannst – eine Übung

19. August 2016

Hast du schmerzhafte Erinnerungen, an denen du festhältst, die aber nicht mehr existieren oder eine Wunschvorstellung, die von der Realität nicht erfüllt wurde und von der du nicht loslassen kannst?

Du hängst:

  • an einem Job, den du nicht bekommen hast
  • an einer Chance, die du verpasst hast
  • an einem Menschen, den du verloren hast

Du trägst diese Erinnerungen aber immer noch präsent mit dir herum, lebst in der Vergangenheit, weil du einfach nicht loslassen kannst.

Und das tut weh.

Ich bewarb mich auf einen Job, den ich unbedingt haben wollte. Ich war dort zwei Mal zum Vorstellungsgesprächen und alles schien perfekt: Von der Aufgabe über die Atmosphäre bis zu den Menschen, die ich kennengelernt hatte. Aber der Job sollte nicht meiner sein. Ich war traurig, obwohl ich es nicht sein wollte und obwohl ich wusste, dass alles seinen Grund hat und diese Absage für irgendwas gut sein würde, fiel es mir schwer, von dem Gedanken loszulassen, dass ich dort glücklich geworden wäre.

Packe ein Geschenk mit deinen Erinnerungen

Mir hat eine bildliche Vorstellung dabei geholfen, das, was nie mehr sein wird, gehen zu lassen und frei zu werden. Dazu nahm ich den buddhistischen Gedanken zu Hilfe: mich an einen Bach zu setzen, der meine Sorgen zum Meer trägt. Nur habe ich davor das, woran ich hing, wie ein Geschenk zusammengeschnürt und mich dadurch verabschiedet.

  • Ich habe die Begegnungen und Situationen, die zu dem Gedanken gehören, den ich loslassen wollte, Revue passieren lassen.

  • Ich habe mir die schönen Momente angesehen und in Freude an sie gedacht. Danach habe ich sie mit einem gutem Gefühl in das Paket gelegt.

  • Ich habe die schmerzhaften Erinnerungen angesehen und verständnisvoll die Traurigkeit zugelassen, die aufgekommen ist und durch die ich die Momente nochmal durchlebte: Das Nicht-Wahrhaben-Wollen und den Schmerz an den Verlust. Ich habe keine Schuld gesucht. Ich habe die Umstände angenommen, wie sie sind und dann in das Paket gelegt.

  • Ich habe den Gedanken, dass ich dort glücklich geworden wäre, belächelt, ihm nicht geglaubt und ihn mit ins Geschenk gepackt. Ich habe ihn eingetauscht in den Gedanken, dass etwas Besseres, etwas Passenderes für mich kommen wird.

So habe ich mich gedanklich von jeder Erinnerung in Frieden verabschiedet.

  • Wenn es um eine Beziehung geht, an der du festhältst, überlege dir, was dich diese Beziehung und der Mensch gelehrt haben oder auch jemand anderes durch dich gelernt haben könnte. Schließe mit dieser Erkenntnis ab und lege die Erinnerungen dankbar in das Geschenk.

  • Wenn du Erinnerungen an Verletzungen in dir trägst, die man dir zugefügt hast, wenn du wütend auf eine Person bist, dann verzeihe dieser Person. Lass nicht zu, dass sie dein Leben beherrscht und du sie immer noch mit dir herum trägst. Lass den Moment der Verletzung Revue passieren und vergib ihr. Wachse an dieser Erfahrung. Sie hat dich stark gemacht und du womöglich deine Konsequenzen gezogen. Verabschiede dich, in dem du verzeihst und lege die Erinnerung in das Geschenk.

  • Wenn du Erinnerungen an Verletzungen in dir trägst, die du jemandem zugefügt hast, wenn Schuld dein Leben plagt, dann verzeihe dir. Fehler machen ist menschlich und was auch immer du getan hast, du hattest deine Gründe. Schließe in Frieden ab, in der Gewissheit, dass du diese Erfahrung gebraucht hast, um das zu lernen, was dir dadurch bewusst wurde und du diesen Menschen gebraucht hast, um das zu erkennen.

Wenn alle Erinnerungen verstaut sind, mache eine schöne Schleife um das Paket und nimm dieses gedanklich mit an einen Fluss. (Wenn du einen Bach oder Fluss in der Nähe hast, dann kannst du dich auch tatsächlich ans Wasser setzen und die Übung dort weiterführen).

Setze das Geschenk gedanklich auf das Wasser und lass es liebevoll ziehen. Lass die Vergangenheit in Frieden und Dankbarkeit los mit der Gewissheit, dass alles seinen Sinn hat, auch wenn du ihn momentan noch nicht verstehst.

Es waren Erfahrungen, die du gemacht hast, schön, erfüllend, schmerzhaft und traurig.

Gehe erfahren aus diesen Erfahrungen hervor und mach dich frei für die Zukunft.

Schaffe Raum für neue Menschen, Erfahrungen und Erlebnisse und lass die Vergangenheit ziehen.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.

7 Gedanken zu „Wie du dich von der Vergangenheit lösen kannst – eine Übung“

  1. Liebe Betty, ein wunderbarer Beitrag! Danke dir dafür. Ich hatte Gänsehaut während ich deine Zeilen gelesen habe, weil mir einiges sehr bekannt vorgekommen ist.
    Hab einen schönen Wochenstart! LG, Fari

    Antworten
    • Liebe Fari,
      ganz lieben Dank! Das berührt mich, dass dich die Worte so bewegt haben.
      Dankeschön, dir auch eine tolle Woche!
      Liebe Grüße
      Betty

  2. Liebe Bettina,

    ich werde deine sehr gute Übung in mein Leben einfließen lassen und immer wieder daran denken, um den alten Seelenmüll zu entsorgen. Besser hätte eine Psychologin sicherlich diesen Artikel auch nicht schreiben können. Es gehört aber dennoch noch mehr dazu, was sehr komlex ist. In deinen Blogs gibst du ja immer sehr interessante Anregungen, die ich sehr gern lese und auch weiter lesen werde. Es macht Spaß, auch wenn es manchmal schmerzt neue Wege zu gehen.

    Schreibe weiter so!!!

    Liebe Grüße von Günter

    Antworten
    • Lieber Günter,

      es freut mich, dass dir die Übung zusagt und du sie in dein Leben einfließen lässt. Und ganz herzlichen Dank für dein Lob und deine bestärkenden Worte. Ich freue mich wirklich sehr darüber!
      Liebe Grüße
      Bettina

  3. Auch hier kann ich viele Strategien bestätigen, wie ich sie erfahren habe, beim Bewältigen meines Leidensweges.
    Die Kraft dazu hat mir mein Glaube an diesen einen, unseren uns bedingungslos liebenden Gott gegeben. Auch und vor Allem viele essentielle Beiträge auf dem Fernsehsender bibel TV. Insbesondere die hervorragenden, authentischen,
    unverblühmten, praxisnahen
    Predigten, von Joyce Meyer.
    Und Ihre sehr hilfreichen Bücher. Mit denen ich mich vollkommen identifizieren kann.

    Lieben Dank,
    Dorothea

    Antworten
    • Hallo Dorothea,
      Dieser Blog, den Bettina – wunderbar- mit so vielen verschiedenen Themen füllt, findet genau Diejenigen, die solche Art der, – ich sag mal Problembewältigung- suchen. Der Glaube an Gott ist nicht immer so ausgeprägt vorhanden, wie es bei dir der Fall ist.
      Du kannst dich glücklich schätzen, wenn du für dich, die Hilfe von „oben“ bekommst…

      Ein großer Teil der Leser hat sicher so wie ich, durch Bettinas immenses Wissen, ihre eigenen Erfahrungen und ihre authentische und herzliche Art wie sie schreibt, viel lernen können… Die Wege die sie uns zeigt, sind für viele möglich, sie zu gehen….

      Das ist das Besondere!!!!
      Deshalb ein ganz liebes Dankeschön an Dich- Bettina- !!!!!
      Wer denkt ähnlich wie ich????
      ***a

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