Warum ich nicht an Zufälle glaube (und du es auch nicht tun solltest)

6. Juli 2015

Glaubst du an Schicksal?

Dass du zu dieser Zeit an jenem Punkt bist, um das zu erleben, was dort gerade passiert? Dass du Menschen begegnest, weil du ihnen begegnen sollst – um zu lernen – du von ihnen und sie von dir, genauso wie von Situationen?

Manchmal können fünf Minuten entscheidend sein – die Zeit, in der du kurz etwas aufräumst oder den Müll runter bringst – eine Verzögerung, die im Nachhinein dein Leben verändert hätte.

Glaubst du, dass trotzdem alles so passieren sollte, wie es passiert ist? Dass es ein großes Ganzes gibt, das uns alle verbindet?

Wie 5, 10, 30 Minuten oder eine Woche  – früher oder später – dein Leben möglicherweise verändert hätten

Manchmal sind fünf Minuten hin oder her unbedeutend und doch zeichnend. Du triffst lediglich Menschen und zeichnest einen Satz auf ihrer Lebensseite, sowie diese in deiner. Manchmal sind sie einprägsam und lehrreich und manchmal sind sie von großer Tragweite für den Rest deines Lebens und das anderer Menschen. Die folgenden Ereignisse sind tatsächlich passiert.

  • Du fährst an einem Samstag zum Baumarkt

Ein Pflichttermin, den du schnell erledigen willst. Zielstrebig einkaufen und dann fix nach Hause fahren, denkst du noch, bevor du überhaupt dort angekommen bist. Du stehst an einer roten Ampel und fährst auf den überfüllten Parkplatz. Aufgrund der vielen Besucher und dem chaotischen Verkehr baust du einen Unfall. Niemand ist verletzt und der Schaden am Auto minimal. Du hast Kontakt mit fremden Menschen und diese mit dir.

Wärst du fünf Minuten früher losgefahren, hättest du an der Ampel nicht gewartet, wärst somit früher am Parkplatz gewesen und der Unfallbeteiligte noch nicht dagewesen. Du wärst weder in den Unfall verwickelt gewesen, noch hättest du mit diesen Menschen Kontakt gehabt. Du hättest nicht gelernt, zukünftig achtsamer Auto zu fahren und mit deinen Gedanken im jetzigen Moment zu bleiben.

  • Du möchtest deine Oma besuchen

Du überlegst, ob du sie heute oder doch erst nächste Woche besuchen sollst, entscheidest dich aber für heute. Ihr habt einen schönen Nachmittag und sie ist glücklich, weil du da bist und du fühlst dich gut, weil du ihr das Wertvollste für sie gibst: deine Zeit. Zwei Tage später stirbt sie.

Hättest du sie erst nächste Woche besucht, wärst du nicht nur traurig, weil sie tot ist, sondern von Schuldgefühlen geplagt, weil du sie nicht mehr besucht hast. Nun bist du zwar traurig, aber unglaublich dankbar und froh, sie noch einmal gesehen und mit ihr Zeit verbracht zu haben. Und sie war glücklich mit dir, bevor sie starb.

  • Du bist auf dem Weg zum Flughaften, um in den Urlaub zu fliegen

Auf deiner Strecke hat eine Person einen Unfall verschuldet. Sie ist schwer verletzt und muss ins Krankenhaus. Durch diesen Unfall steckst du im Stau fest. Als du den Check-in-Schalter erreichst, sagt man dir, dass du zu spät bist und das Boarding abgeschlossen ist. Du bist wütend und frustriert, bis du zwei Stunden später hörst, dass genau dieses Flugzeug, abgestürzt ist und es keine Überlebenden gibt.

Wäre der Unfallverursacher eine halbe Stunde früher los gefahren, hätte er keinen Unfall gehabt, wärst du pünktlich gewesen und mit dem Flugzeug abgestürzt.

Wärst du eine halbe Stunde früher gefahren, wärst du rechtzeitig da gewesen und nun nicht mehr am Leben. Deine Familie würde trauern. Es würde dich ein Einsatzkommando bergen und ein Pfarrer bestatten. All das ist dir und den Beteiligten erspart geblieben – weil du zu spät warst und einer einen Unfall gebaut hat, der nun schwer verletzt ist. Seine Familie hat nun eine schwere Zeit.


  • Du fährst mit dem Fahrrad ins Geschäft

Aus Eitelkeit ziehst du keinen Helm auf. An einer Kreuzung übersiehst du einen Bus, der dich erfasst. Du hast einen Schädelbasisbruch und wirst mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen. Die Busreisenden erleiden einen Schock, ebenso wie der Busfahrer. Er muss seinen Beruf aufgeben und sich in Therapie begeben. Nach Monaten im Koma werden deine lebenserhaltenden Maschinen abgestellt. Deine Familie ist ihr Leben lang in Trauer.

Hätte der Busfahrer fünf Minuten länger Pause gemacht, wärst du über der Kreuzung gewesen und noch am Leben.

Wärst du fünf Minuten später losgefahren, wäre der Bus vorbei gewesen und der Unfall wäre nicht geschehen. Die Businsassen hätten keinen Schock erlitten, der Fahrer würde sein gewohntes Leben beibehalten und deine Familie hätte dich noch bei sich.


  • Du triffst zufällig einen alten Bekannten

Er joggt dir auf den Feldern entgegen. Ihr habt euch ewig nicht gesehen, tauscht Kontaktdaten aus und verabredet euch. Aus einem Date werden mehrere. Nach einigen Woche seid ihr ein Paar und bis heute glücklich zusammen.

Wäre er zehn Minuten später losgegangen, weil er noch zwei E-Mails beantwortet hätte, hättet ihr euch nicht getroffen und wärt nicht zusammen. Du würdest nicht das lernen, was du durch ihn in dieser Beziehung lernen kannst und er durch dich.

Du triffst die Entscheidung – dein Schicksal formt den Weg

Jeder Mensch, der dir begegnet und jede Situation, die du antriffst, sind nur so, weil du zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort warst.

Jede Entscheidung, die deinen Weg in die Öffentlichkeit zur Folge hat, verfrüht, pünktlich oder verzögert, beschert dir eine andere Situation und wird Kreise ziehen – Menschen am Rande streifen oder ihren Lebensmittelpunkt treffen.

Bewusst oder unbewusst schreibst du in ihr Lebensbuch, so wie sie in deines – wie der fremde Unfallverursacher, durch den du zu spät zum Flughafen gekommen bist.

Ich persönlich glaube, dass dein Leben dazu da ist, um dich zu entwickeln und der zu werden, der du sein kannst  und ich glaube, dass dein Leben zu Ende ist, wenn deine Lektionen für dieses Leben gelernt sind.

Das  Schicksal bietet dir die Chancen, zu lernen, was du lernen sollst und zu wachsen – vor allem durch tiefgreifende Veränderungen, aber auch durch die kleinen Lehrstunden des Lebens.

Angepasst an deine Entscheidungen, wird dir die Lektion in einer passenden Form begegnen.

Angepasst an deine innere Haltung, wird dir das widerfahren, was du noch lernen sollst – wie der Unfall beim Baumarkt.

Hast du eine Lektion gelernt, wird sie dir nicht mehr passieren. Denn wenn du lernst und wächst, verändern sich auch die Ereignisse um dich.

Du bekommst das, was du zum Wachsen brauchst – ob du deine Lektion lernst, liegt an dir.

Wie ist es mit dir?

Gibt es für dich ein größeres Ganzes, unter dem wir uns alle bewegen oder ist alles für dich Zufall? Hast du Erlebnisse, die für dich Schicksal waren?

Ich freue mich sehr auf deine Meinung!

6 Gedanken zu „Warum ich nicht an Zufälle glaube (und du es auch nicht tun solltest)“

  1. hey 🙂 also ich glaube, dass alles in irgendeiner Weise bestimmt ist…Jedes Mal, wenn mir etwas Besonderes passiert ist, denke ich mir “ Es wird schon einen Sinn haben“ und den hat es dann auch immer. Einmal habe ich meinen ICE um 2(!) Sekunden verpasst. Glück für mich, denn es war Hochsommer mit über 30 Grad und prallem Sonnenschein und die Klimaanlage hatte in diesem Zug nicht funktioniert. ( In dem Zug saß noch eine Freundin, mit der ich eigentlich fahren wollte.) Die Leute sind reihenweise kollabiert, sagte sie mir später…Ich fuhr also 2 Stunden später los und voilà: Die Klimaanlage dieses Zuges funktionierte! Es sollte echt so sein, dass ich später gefahren bin… liebe Grüße aus dem Schenna Hotel, Lena .

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  2. Hi Bettina, genauso wie du glaube ich dass das Leben dazu da ist, um mich zu entwickeln und ich glaube an Schicksal welches dennoch in deiner eigenen Hand liegt. Triffst du Entscheidung A schaut dein Leben anders aus als bei der Wahl von Entscheidung B. Die Folge deiner Entscheidung kannst du oft nicht mehr beeinflussen. Lg fari

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    • Liebe Fari,vielen Dank für deinen Kommentar. Es ist ein schönes Gefühl, Gleichgesinnten zu begegnen.
      LG Bettina

  3. Ja, da hab ich ein wirklich wunderbares Beispiel:
    2008 machte ich eine Alpenüberquerung, im Sinne des Jakobsweges. Inspiriert hat mich HaPe Kerkelings Buch „ich bin dann mal weg“. Dort schrieb er auch, dass in Santiago de Compostela jeder passend empfangen wird. Ich dachte spontan an Jugendgottesdienst mit Chor, Schlagzeug und Gitarren.
    Mein Weg führte mich zu Fuß über endlose Irrwege, von Triest nach Altötting, und als ich eines Mittwoch Vormittags dort eintraf, fand ich mich im Abschlussgottesdienstes der dortigen Abiturienten wieder. Mit Chor, Schlagzeug und Gitarren. Sogar der ganze Gottesdienst schien auf mich persönlich zugeschnitten zu sein. Ich hatte vor Rührung geweint.
    Wer die ganze Geschichte lesen mag: http://www.martls-welt.de/eine reise die meine weltsicht aenderte.htm
    Alles Liebe
    Martin

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    • Vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte! Sehr lesenswert!
      Dieses Erlebnis wird dir bestimmt immer in Erinnerung bleiben.
      Alles Liebe
      Bettina

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