Spätsommer – Zeit der Reflektion

30. August 2017

Ich atme warme Sommerluft ein, in die sich ein Geruch von Erde vermischt. Ich fahre mit meinem Fahrrad an einem Acker vorbei. Er ist frisch umgegraben. Der Spätsommer ist da. Die geernteten Felder erinnern mich daran, dass Veränderung bevorsteht – dass die Jahreszeiten wechseln.

Aber nicht nur an das.

Sie erinnern mich auch an mein Leben.

Mir kommt der Gedanke, dass das Leben wie ein Acker ist. Auf einem Acker wird etwas angesät. Und auch wir säen – du wie ich. Wir säen unser Leben. Unsere Saat sind die Entscheidungen, die wir treffen. Tag für Tag. Im Kleinen wie im Großen.

Jede Saat braucht Zeit, um zu wachsen. Um sich zu entfalten. Nach einem halben Jahr (manchmal früher, manchmal später), ist sie ausgereift. Dann wird geerntet und der Bauer sieht die Früchte, die das Saatgut zu Tage gebracht hat.

Wie gut die Ernte ist, hängt davon ab, wie gut das Saatgut war und wie günstig die Bedingungen zu wachsen waren.

Auch wir ernten nach Monaten. Manchmal früher, manchmal später. Wir ernten das Ergebnis unserer Entscheidungen und sehen die Früchte unserer Arbeit – unseres Handelns und Tuns. Wie gut das Ergebnis ist, hängt davon ab, wie gut unsere Entscheidungen waren und wie achtsam wir waren. Wie sehr wir uns darum bemüht haben, das Ziel, das wir mit unseren Entscheidungen verfolgen wollten, zu sichern und zu unterstützen.

Nach der Ernte wird der Acker bestellt, wie man in der Landwirtschaft sagt. Umgegraben. Der Boden gelockert, damit eine neue Saat tief gepflanzt werden kann und sich die Pflanzen in ihrem Wachstumsprozess leicht verwurzeln können. Zudem wird Unkraut aus dem Boden entfernt, das sich dort unbemerkt eingenistet hat.

Nachdem wir Ergebnisse verursacht haben, können auch wir den Boden für neue Entscheidungen vorbereiten. Wir können uns fragen, ob wir Unkraut jäten wollen (zum Beispiel hinderliche Glaubenssätze auflösen) oder bessere Bedingungen für Wachstum schaffen möchten (zum Beispiel die Selbstfürsorge erhöhen). Wir können uns auch fragen, ob wir die gleiche Saat säen möchten. Ob wir tun wollen, was wir bisher getan haben und die Ergebnisse bekommen wollen, die wir bisher bekommen haben.

Unser Leben ist wie ein Acker.
Unsere Entscheidungen sind unsere Saat.
Unsere Fürsorge sind die Bedingungen.
Unser Ergebnis die Ernte.

Dann wird umgegraben.

Dann ist Zeit der Reflektion.

Zeit des Umbruchs und der möglichen Neuausrichtung.

Mir wird  wieder deutlich bewusst, dass ich die Macht über mein Leben habe. Ich kann beeinflussen, was ich ernten möchte, weil das Ergebnis das Resultat meiner Entscheidungen ist.

Ich atme warme Sommerluft ein, in der ein Geruch von Erde liegt. Ich fahre nach Hause und bin dankbar für diese Erkenntnis.

2 Gedanken zu „Spätsommer – Zeit der Reflektion“

  1. Ja danke liebe Bettina,
    das Leben … . Wir sähen, doch meine Saat ist bedroht.

    Schwarze Vögel greifen nach ihr, und ich stehe ohnmächtig daneben. Ich kann nur beten, dass sie auf einem anderen Acker etwas finden das sie lieber haben.

    Ich habe etwas sehr kostbares gesät, Liebe. In einen wunderschönen Acker. Leider ist er nicht fähig sich abzugrenzen, und mir verwehrt er immer wieder den Zugang, da er frei sein will und sich den schwarzen Vögeln verpflichtet fühlt. Dabei würde er so gerne aufblühen. So meinen geliebten Acker zu sehen, tut mir weh.

    Verzeih, in letzter Zeit bin ich ein sehr trauriger Bauer.

    Seine letzte Zuflucht ist das Gebet, Gott. Für ihn will er nun da sein. Und für seinen Acker, wenn er bereit ist.

    Weitere Ziele hat er nicht mehr.

    Bettina ich wünsch Dir, dass Deine Äcker gute Früchte abwerfen, das „Unkraut“ und die Raben fern bleiben, und Du diese Äcker immer wieder in Freude bearbeiten kannst.

    Alles Liebe,

    Martin

    Antworten
    • Lieber Martin,

      Liebe zu säen ist das Wertvollste, das du säen kannst. Selbst wenn du im Außen nichts wahrnimmst, kann es sein, dass die Liebe still und heimlich heranreift. Die Liebe wirkt immer. Aber oft erst im Verborgenen. Allerdings bist du in diesem Fall nicht ganz alleine für die Ernte verantwortlich, denn du säst sie nicht in dein Leben, sondern in das Leben eines anderen Menschen. Dieser wiederum trägt seinen Anteil dazu bei, was er auf seinem Feld – in seinem Leben – erblühen lassen möchte. Selbst wenn du genug Liebe gesät hast, kann es sein, dass du die Früchte nicht siehst, weil der Bauer, in dessen Acker du gesät hast, eine andere Saat sät. Er bestimmt, was in seinem Leben erblüht.

      Liebe Martin,
      ich wünsche dir nur das Beste und dass du nicht aufhörst, an die Liebe zu glauben.
      Alles Liebe
      Bettina

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