Wie ich den Krebs besiegt habe und glücklich geworden bin (Interview)

22. März 2018

Ich habe Merle Zirk durch „Zufall“ auf Facebook entdeckt, als sie einen Post in einer Gruppe veröffentlichte, in der ich auch beigetreten bin. Darauf ein Bild: Merle im Rollstuhl, begleitet von dem Text, dass sie damals die Diagnos Krebs bekommen hat und heute – fünf Jahre später – schulmedizinisch gesund ist und dankbar für alles ist, was diese Zeit mit sich gebracht hat. Für all die Schmerzen und was sie ihr ermöglicht, ja an Lebensweisheit geschenkt haben.

Ich war so fasziniert von diesem Post, dass ich sie um ein Interview gebeten habe, damit sie euch ihre wundervolle Geschichte erzählen kann. Eine Geschichte, mit der sie Zuversicht, Mut und wertvolle Infos zum Thema Gesundheit und Lebensfreude mit euch teilen kann.

Liebe Merle, wie schön, dass du da bist. Erzähl mal ein bisschen von dir. Wer bist du und was machst du beruflich?

Vielen lieben Dank an dich liebe Bettina für die Einladung zum Gespräch! Ich bin Merle, in Franken geboren und nun in München zuhause. Mein Traum war es seit klein auf, beim Fernsehen zu arbeiten. An diesem Traum habe ich gearbeitet und er wurde tatsächlich wahr. Ich habe erst in meiner Heimatstadt Schweinfurt ein Volontariat zur Fernsehredakteurin absolviert und bin dann in die Medienstadt München umgezogen, um auf überregionaler Ebene zu arbeiten und die Welt zu sehen. Ich habe für Sender wie Pro7, VOX, DMAX, Motorvision und Red Bull TV gearbeitet. Einige Jahre lang durfte ich viele Drehs im In-, und Ausland begleiten – ich hatte eine Menge Spaß in meinem Beruf. Aber auch eine Menge Stress. Viel schnelles Essen, Parties und Alkohol haben mein Leben mehrere Jahre lang komplett gemacht.

Bei dir wurde 2012 im Alter von 30 Jahren Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert. Wie kam es dazu und was hat das in dir ausgelöst?

Bei dieser Frage verlinke ich gerne auf Merles erste Podcast-Folge, in der sie genau darüber spricht und du sie auch persönlich kennenlernen kannst (Podcast leider nicht mehr verfügbar).

Wie bist du nach dem ersten Schock mit der Diagnose umgegangen?

Diese Diagnose Ende 2012 hat mein Leben von Grund auf verändert. Anfangs natürlich erschüttert. Kein Stein blieb mehr auf dem Anderen. In jedem Lebensbereich hat sich diese Botschaft übertragen. Nach der Akuttherapie, also Total-Operation und Entfernung von Gebärmutter, Eierstöcken und 69 Lymphknoten, sowie Chemotherapie habe ich versucht, ins Leben zurück zu kommen. Hierbei ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass es nicht einfach so wie früher weitergehen kann. Ich habe versucht, beim Pensum der Anderen, meiner gesunden Freunde, der Familie und Kollegen mitzuhalten und merkte, dass ich es nicht mehr kann – und vor allem nicht mehr will. Mein ganzes Bild, wie ich in die Welt hineinschaue, hat sich durch die Erkrankung verändert. Ich hatte das Gefühl, dass ich ganz neu starten muss, wenn ich leben will. Wie das aussehen kann, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich habe nur gemerkt, dass mich die Beschäftigung mit Nahrung, Lebensmitteln, mit meiner Seele und ganzheitlichen Heilmethoden sehr interessiert und für mich absolut stimmig ist. So habe ich kleine Baby-Steps nach vorne gemacht, Neues zu erfahren, zu lernen, aber allen voran: mich selbst lieben zu lernen.

Wie ist es dir gelungen, dich selbst lieben zu lernen?

Ich denke auch, dass das Thema eine große, vielleicht sogar die größte Herausforderung unseres Lebens ist. Für mich war diese Diagnose so ultimativ, dass alles andere in meinem Dasein klein erschien. Es gab nur einen Weg: Annehmen, annehmen und nochmals annehmen. Die Erkrankung, meine Schwächen, meinen Körper, meine Art, durchs Leben zu gehen usw. Ich denke, Selbstannahme – also all das Zulassen unseres unperfekten Lebens ist der erste Schritt, sich selbst lieben lernen zu können. Manches wird in Momenten des tiefen Schmerzes erstaunlich klar…mir ist es zumindest so ergangen.

Woher hast du die Kraft genommen und die Hoffnung gefunden, es mit dem Krebs aufzunehmen? Ich nehme an, dass es alles andere als leicht war.

Ehrlich gesagt weiß es nicht genau. Ich hatte so ein inneres Gefühl, dass mein Leben jetzt noch nicht zu Ende ist und ich eine weitere ‚Chance‘ bekomme… natürlich war die Kraft und die Hoffnung nicht immer da – ich hatte sehr, sehr viele schlimme, schmerzliche Momente der Wut und Trauer. Aber trotzdem fand ich tief in mir drin eine Lebensenergie und das tiefe Bedürfnis leben zu wollen. Ich denke, wenn man das spürt, können sich ungeahnte Kräfte mobilisieren.

Wie hast du zur Gesundheit zurückgefunden?

Ich habe peu à peu neue Entscheidungen für mich getroffen und mein Leben von grundauf verändert. Früher wollte ich es immer jedem Recht machen, ich wollte gemocht und geliebt werden, die anderen waren mir immer wichtiger als ich mir selbst. Meine Ernährung war zwar vegetarisch, aber gespickt mit sehr viel Zucker, Fertigprodukten und Alkohol. Ich habe nochmal von 0 angefangen und Dinge für mich ausprobiert und grundlegend verändert – jetzt 5 Jahre später kann ich sagen, dass ich äußerlich und innerlich ‚gesundet‘ bin.

Hattest du bei diesem Prozess Unterstützung in irgendeiner Form (Berater / Coach) oder alles selbst für dich erarbeitet?

Ich hatte in der Tat wundervolle Hilfe von Therapeuten, Ärzten, Coaches und Berater. Ich habe mir passende Menschen für meine Themen gesucht und noch heute gehe ich teilweise regelmäßig dort hin und lasse mich behandeln oder coachen. Ich habe das Gefühl, dass das ganz wichtig ist – als Regulativ meiner jetzigen Arbeit und für mein eigenes Lernen und Wachsen.

Was bedeutet das Leben seither für dich?

Leben ist das allergrößte Geschenk auf Erden. Es ist kostbar, so kostbar. Daher ist zum Beispiel meine Entscheidung nun ‚pflanzflich-vollwertig‘ zu leben nicht mehr nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch ethisch motiviert. Ich denke, jedes Lebewesen auf dieser Welt hat das Recht auf diese Kostbarkeit. Ich möchte durch mein Leben und mein Verhalten, das Bestmögliche dazu beitragen.

Wie hat die Krankheit dich und dein Leben verändert?

Die Krankheit hat alles verändert. Ich bin ruhiger, sensibler und roher geworden. Ich bin in Kontakt mit meiner Seele gekommen (so komisch es sich vielleicht jetzt anhören mag) – und gehe heute ganz intuitiv durch das Leben. Ich traue meinem Bauchgefühl und weiß um die Macht von Affirmationen und positiver Psychologie. Ich habe eine Ahnung davon, dass es einen großen Unterschied macht, wie wir uns ‚nähren‘ (in allen Belangen) und ich habe das Gefühl, dass wir alle für einen bestimmten Grund hier sind.
Und früher hätte ich über diese Worte gelacht 🙂

Welche gesundheitsfördernden Rituale oder Gewohnheiten gehören seither in dein Leben?

Heute starte ich den Tag mit gesunden Gewohnheiten. Zuerst gibt es ein ayurvedisches Ritual mit einem Zungenschaber, Ölziehen und einem heißem Zitronenwasser. Dann genehmige ich mir meinen wundervollen ‚Wow-Kakao‘ (Rezept in meinem Buch ‚Retreat Yourself‘) und ich ernähre mich rein pflanzlich. Grüne Säfte und Smoothies kommen regelmäßig auf meinen Speiseplan. Ich arbeite jeden Tag an meinen Träumen und Wünschen…und ich traue mich, glücklich und fröhlich zu sein. Denn wer positiv gestimmt durchs Leben geht, der zieht Gutes an. Das ist meine Erfahrung und daher kultiviere ich das täglich.

Wie gehst du heutzutage mit Herausforderungen (auch Rückschlägen oder Misserfolgen) um?

Ich versuche sie anzunehmen. Denn ich denke, wenn wir Herausforderungen annehmen (und eben nicht von uns stoßen) ist der erste Schritt schon einmal getan. Ich glaube, dass das Leben für und nicht gegen uns ist – wenn also etwas nicht klappt, wenn sich ein gesundheitliches Problem heute in mein Leben einschleicht, wenn ein Rückschlag kommt, dann schalte ich selbst einen Schritt zurück und schaue es mir ‚von außen‘ an. Ich versuche herauszufinden, was mir das Leben damit sagen will und ich versuche zu vertrauen. Eben, dass schon alles wird, wie es soll. Im Nachhinein stellt sich meistens heraus, dass alles gut ist, so wie es geschehen ist. Und ich genehmige mir natürlich auch einmal richtig sauer, böse, wütend o.ä. zu sein – meine Gefühle dürfen heute den Weg nach außen finden – eine wichtige Erkenntnis in meiner Genesung.

Was ist für dich der Schlüssel zu einem gesunden Leben? Was möchtest du den Menschen diesbezüglich mit auf den Weg geben?

Mir liegt besonders am Herzen, zu betonen, dass es für mich kein ‚One fits all‘ gibt – ich denke, jeder Mensch ist einzigartig mit seinen Themen und Bedürfnissen. Daher glaube ich, dass jeder auch seinen eigenen Weg finden darf. Ich reiche lediglich meine Hand und strecke sie zur Hilfe aus – ob und in welchem Maße, die Menschen diese Unterstützung annehmen wollen, entscheidet jeder selbst. Ich lehre in meinen Workshops, bei meinen Retreats und in meinen Vorträgen, was Ernährung, Seelenarbeit, Bewegung, Gedanken, etc. für die Gesundheit bereit halten und wie wichtig die Beschäftigung mit diesen Themen sein kann. Ich wünsche mir, dass jeder Einzelne weiter an sich und an die eigene Kraft wirklich glaubt. Was wir uns vorstellen können, kann wahr werden. Daher bin ich der Meinung, dass wir wirklich gesund werden können, wenn wir wollen!

Liebe Merle, ganz lieben Dank für deine Zeit und dieses inspirierende Interview!

Über Merle Zirk

Als Expertin für Ernährung, Persönlichkeitsentwicklung, gesundem Lebensstil, giftfreie Körperpflege und „Fair, crueltyfree Fashion“ ist es Merles Anliegen, Menschen in ihren persönlichen Themen zu inspirieren und zu unterstützen.

Was bewegt Merles Geschichte in dir?

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