Gesunder Egoismus und wie du ihn erlangen kannst

12. April 2016

10 Wege zu mehr Freiheit

Hast du das Gefühl, mehr zu geben als zu nehmen, mehr gebraucht zu werden, als zu brauchen? Dass deine Batterien leer sind und du nicht weißt, wie du sie wieder aufladen sollst. Was dir wahrscheinlich fehlt ist gesunder Egoismus. Das Nein für andere und das Ja für dich.

Was dich vom Egoismus abhält

Vielleicht kennst du die Situation, dass du ständig gebraucht wirst, dass deine Kraft und Energie ständig gefordert werden, aber du keine Möglichkeit hast, diese Kraft wieder aufzutanken.

  • Dein Pflichtbewusstsein
  • Dein Verantwortungsgefühl
  • Dein Glaube „zu müssen“
  • Deine Bescheidenheit
  • Deine Gutmütigkeit
  • Dein Mitleid

bringen dich dazu, weiterhin nur für andere da zu sein, anstatt für dich selbst.

Fehlender Egoismus ist wie lebenslanges Warten ohne Erfolg – ein Vergleich

Mit fehlendem Egoismus stellst du dich ganz hinten in der Warteschlange auf den Befreiungsschlag an, ohne zu wissen, dass du nie vorne ankommen wirst, um Freiheit zu erhalten. Dass du nie das zurückbekommen wirst, von dem du sagst, dass es die Aufopferung wert war.

Weil sich ständig jemand vor dich in die Schlange drängt, und denen du auch regelmäßig den Platz einräumst. Aus Mitleid, Gutmütigkeit, Bescheidenheit. Aus Angst und geringem Selbstwertgefühl.

Du stellst dich jedes Mal wieder hinten an und wartest geduldig. Seit Wochen, Monaten, Jahren.  Du wartest seit gefühlten Ewigkeiten mit der leisen Hoffnung darauf, dass dein Tag kommen wird.

Aber dein Tag wird nie kommen – wenn du nicht anfängst in gesundem Maß egoistisch zu werden.

Warum du mit zu wenig Egoismus dein Leben aufs Spiel setzt

Wenn dir ein gesunder Egoismus fehlt, kann es sein, dass du irgendwann leer bist. Dass du dich kraftlos und erschöpft fühlst und sogar krank wirst. Immungeschwächt und anfällig für Krankheiten. Körperliche wie seelische.

Und das nur, weil du aufgrund deiner Gutmütigkeit und deinem Anspruch an dich selbst, anderen den Vortritt gewähst und dich immer wieder hinten an die Schlange stellst.

  • Du sagst ja, obwohl du nein meinst.
  • Du nimmst etwas in Kauf, trotz innerem Widerstand.
  • Du redest dir und anderen ein, das schon zu schaffen,
    obwohl du das Gefühl hast, nicht genug Kraft dafür zu haben
  • Das sagt es ist ok, aber fühlst dich nicht so.
  • Du lächelst höflich und weinst innerlich.

Wenn du dich aufopferst, wird sich irgendwann Unzufriedenheit in dir breit machen, weil du nicht mehr im Einklang mit deinen Wünschen und Bedürfnissen lebst. Du wünschst dir innerlich, dass sich jemand mal um dich kümmert, als immer nur umgekehrt. Dass jemand wissen will, wie es dir geht, anstatt nur von sich zu erzählen. Dass dir die Zeit und Erholung zusteht, die sich andere nehmen.

Oft weiß niemand, wie es in dir aussieht, weil du nicht egoistisch sein willst und nach außen hin weiter die gutmütige und starke Person darstellst, zu der jeder mit seinem Problem kommen kann und die jedem ihre Hilfe anbietet. Demnach folgen die Menschen in deinem Umfeld deinem (unbewussten) Angebot und nehmen dich in Anspruch.

Du bist ein guter Mensch, vielleicht zu gut für diese Welt, wie es so schön heißt. Aber denke daran, dass sich die wenigsten Menschen um dich kümmern, weil sich die meisten Menschen um sich selbst kümmern. Und um zu bekommen was sie wollen, benutzen sie manchmal auch dich.

Wenn du nicht anfängst, dich um dich und deine Bedürfnisse zu kümmern, wirst du unfreiwillig ein Leben im Dienste anderer führen.

Und dann kann es sein, dass du am Ende deines Lebens traurig feststellen wirst, dass du von der Schönheit, Leichtigkeit und Lebendigkeit, die das Leben für dich bereitgehalten hat, kaum etwas gespürt hast.

Willst du das?

Wieso dir gesunder Egoismus gut tut und warum auch andere davon profitieren

Bei einer gesunden Entwicklung und ab einem bestimmten Alter trägt jeder die Verantwortung für sich selbst. Auch du trägst die Verantwortung für dich und deine Seele

Dein Körper mag zäh und stark sein und die Aufgaben meistern, die du im Alltag zu erledigen hast. Aber deine Seele ist empfindlich. Sie ist oft nicht so widerstandsfähig wie dein Körper und schneller erschöpft. Und wie der Körper nach getaner Arbeit Erholung zum Regenerieren braucht, braucht auch deine Seele Erholung, um ruhig, kraftvoll und widerstandsfähig zu werden und zu bleiben.

Durch gesunden Egoismus gönnst du dir diese Erholung, aus der du wieder Kraft schöpfen und für andere da sein kannst. Durch sie wirst du wieder lebendig und kannst positive Energie in dir entwickeln und nach außen ausstrahlen. Das fördert deine Zufriedenheit und deine Hilfsbereitschaft. Durch sie kannst du dich wieder dem Leben öffnen und siehst es nicht mehr als Belastung an, sondern als Geschenk.

Du bist motiviert, positiv und im Gleichklang mit dir selbst.

Nicht nur dir, auch deinem Umfeld und der ganzen Welt tust du mit deiner wiedergewonnenen Lebensenergie einen großen Gefallen.

„Man soll sich mehr um die Seele als um den Körper kümmern; denn Vollkommenheit der Seele richtet die Schwächen des Körpers auf.“ – Demokrit

Gesunder Egoismus

10 Wege zu gesundem Egoismus

  1. Ehrlich sein und nein sagen

Wenn dir etwas zu viel ist, sage das offen, ohne eine Ausrede zu benutzen. Dadurch lebst du im Einklang mit dir selbst. Ob das jemand versteht oder nicht, sollte dir egal sein. Jeder hat ein anderes Maß für Belastung, das hängt von der körperlichen, als auch seelischen Verfassung und Sensibilität eines jeden Einzelnen ab. Du hast für dich genau das Richtige getan. Du hast die Verantwortung für dich und dein Wohlbefinden übernommen. Ich finde, das verdient Respekt. Und wer dich dafür kritisiert und egoistisch nennt, ist selbst egoistisch, weil er von dir verlangt, dass du dich zurückstellst, um für ihn da zu sein.

„Ein wahrhaft freier Mensch ist jemand, der eine Einladung ausschlagen kann, ohne eine Ausrede zu gebrauchen.“ – Jules Renard

  1. Ansprechen, dass du nicht immer über Probleme sprechen möchtest

Wenn du Freunde oder Familienmitglieder hast, bei denen dich stört, dass sie bei dir nur ihre Probleme und Sorgen abladen, dann sprich das bei den Personen freundlich an. Sage ihnen, dass du nicht immer über ihre Sorgen reden möchtest, weil dich das selbst belastet. Vielleicht ist ihnen gar nicht bewusst, was sie dir damit antun. Sucht euch gemeinsam andere Themen, damit eure gemeinsame Zeit nicht nur von negativen Gedanken überschattet ist, sondern mit Positivem, aus dem ihr Energie tankt.

  1. Loslassen von dem Gefühl zu müssen

Löse dich von dem Gefühl, zu müssen. Dieser Gedanke ist eine schwere Last, die du dir selbst auferlegst. Frage dich, ob du wirklich musst. Musst du die Aufgabe erledigen oder hast du sie dir selbst auferlegt, weil du glaubst, verantwortlich zu sein, einen Anspruch an dich hast oder aus Höflichkeit eine Bitte nicht abschlagen konntest? Du musst nichts. Ok? 🙂

  1. Stelle keine Erwartungen

Ich verstehe, wenn du die Erwartung hast, dass andere doch merken müssten, dass dir alles zu viel wird und dir die Belastung zu hoch ist. Dass sie von sich aus auch mal auf dich und deine Bedürfnisse eingehen. Du vergisst, dass die anderen oft so mit sich beschäftigt sind, dass ihnen dieses Einfühlungsvermögen fehlt. Daher erwarte nicht, dass andere deine Bedürfnisse berücksichtigen. Stehe selbst für dich ein. Jemand anders wird es nicht für dich tun.

  1. Nicht gleich reagieren

Mit den Handys kam der Zustand auf, jederzeit erreichbar zu sein und das Gefühl auf, auch jederzeit erreichbar sein zu müssen. Sobald jemand geschrieben hat, hat man das Gefühl, dass man gleich reagieren sollte, sobald man die Nachricht gelesen hat. Löse dich von dem Gefühl, immer gleich reagieren zu müssen. Wenn du dich jetzt mit dem Thema, Problem oder der Person nicht befassen möchtest, dann schreibe nicht gleich zurück. Du hast auch andere Dinge zu erledigen (und dazu gehört auch die Selbstpflege). Du musst nicht jederzeit zur Verfügung stehen. Wenn du deine Ruhe haben möchtest, es dir aber schwerfällt, nicht zu reagieren, dann schalte dein Handy aus. So mache ich das zum Beispiel hin und wieder. Man kann mich nicht erreichen und ich habe nicht das Gefühl, auf irgendetwas reagieren zu müssen.

  1. Lass los von dem Gefühl, verantwortlich zu sein

Wenn jemand ein konkretes Problem hat, biete deine Unterstützung an, frage, ob du etwas tun kannst oder gib ihm Tipps für eine Lösung. So tust du dein Bestmögliches. Mehr kannst du nicht tun. Wenn deine Mitmenschen weiterhin leiden und sich beschweren, dann, weil sie keine Veränderung hervorrufen wollen. Sie müssen und können diesen Schritt nur selbst gehen. Trag du nicht die Verantwortung für ihr Wohlergehen.

  1. Trage Verantwortung für dich

Werde dir der Verantwortung bewusst, die du dir und deinem Leben gegenüber hast.
Sei deines Glückes Schmied und gestalte dein Leben so, dass es dir gut geht. Diese Aufgabe wird niemand anderes für dich übernehmen. Daher ist es sinnlos, darauf zu warten. Fang noch heute an die Verantwortung für dich und dein Wohlbefinden zu übernehmen.

  1. Sei dein Freund

Stelle dir vor du bist dein Freund. Was würdest du dir raten, wenn du dich als Freund fragst, was du gegen die viele Arbeit und dieses ständige Für-andere-da-sein-müssen tun kannst? Würdest du dir raten, dich auszuruhen? Sei liebevoll zu dir und behandele dich so, wie du einen Freund behandeln würdest. Selbstliebe ist ein Teil von gesundem Egoismus.

  1. Abstand nehmen

Gehe auf Abstand und nimm dir Zeit für dich. Sage ab, wenn dir ein Treffen zu viel ist und genieße die Zeit mit dir alleine. Gestalte sie nach deinen Wünschen. Ein Buch lesen, einen Film schauen, deinem Hobby nachgehen. Die Selbstpflege ist ein wichtiger Bestandteil um gesund zu sein und zu bleiben und um im Einklang mit sich zufrieden zu leben.

  1. Tue nichts, was dir im Inneren widerspricht

Achte auf dein Gefühl, wenn dir Aufgaben auferlegt werden, wenn du um Hilfe gebeten wirst, wenn du schon wieder gefragt wirst, ob du aushelfen kannst. Spürst du einen inneren Widerstand, das innere Auflehnen, dass dir das eigentlich zu viel ist, du aber im Zwiespalt stehst, zwischen zu müssen und zu wollen und dazu neigst, dich dem Pflichtbewusstsein hinzugeben? Wenn sich dieser innere Widerstand bemerkbar macht, dann lehne ab. Du brauchst Zeit für dich.

Gönne dir gesunden Egoismus

Du bist nicht auf der Welt, um dich aufzuopfern, sondern um lebendig zu sein. Nicht, um andere Menschen glücklich zu machen und dich selbst dabei unglücklich, sondern um selbst ein erfülltes Leben zu führen.

Sorge für dich und deine seelische wie körperliche Gesundheit, dein Wohlbefinden und dein Glück, indem du einen gesunden Egoismus entwickelst und ein Leben im Einklang mit dir führst.

Das macht glücklich und zufrieden. Und aus dieser selbstgewonnenen Stärke und positiven Ausstrahlung heraus, kannst du dem Leben mit offenen Armen und in deiner besten Version begegnen.

„Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit,
 was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem, 
das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. 
Anfangs nannte ich das „gesunden Egoismus“, aber heute weiß ich, das ist Selbstliebe.“ – Charly Chaplin

Wie auch immer du es darlegen magst, setze dich an erste Stelle und pass auf dich auf!

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!

Wie ausgeprägt ist dein Egoismus und wie sehr lebst du im Einklang mit dir selbst?


Weiterführende Links:

11 Gedanken zu „Gesunder Egoismus und wie du ihn erlangen kannst“

  1. Hallo Bettina,

    wieder ein toller und sehr treffender Artikel – vielen Dank dafür – ich fühle mich sehr angesprochen!

    Ein Nein fällt nicht immer einfach, tut aber richtig gut, vor allem gegenüber Menschen, die gerne Energie saugen.

    Lieben Gruß
    Alexandra

    Antworten
    • Hallo Alexandra,

      herzlichen Dank, freut mich sehr!
      Ja, das hast du recht, aber die Überwindung ist es wert, wie man im Nachhinein merken wird.

      Liebe Grüße
      Bettina

  2. Hey, das war ein ganz toller Artikel, der mich innerlich angesprochen hat. Denn wirklich abschlagen kann ich auch niemandem etwas.

    Antworten
  3. Egoismus und gesund?
    Egoismus kann nicht gesund sein! Davon bin ich überzeugt. Ich bin vor 5 oder 6 Jahren auf diese Fährte gesetzt worden und habe es alles nur noch schlimmer gemacht, meinen Sinn des Lebens verloren und fühle mich schlechter als je zuvor.

    Antworten
  4. Hallo Bettina, danke für deinen tollen Beitrag. Genau das Thema beschäftigt mich momentan. Fühle mich total verstanden. Ich stelle mich immer hinten an und glaube mich immer aufopfern zu müssen – zum Wohle der Allgemeinschaft sozusagen. Für mich ist der Begriff Egoismus sehr negativ behaftet. Ich wünschte mir jemand würde ein neues Wort für „gesunden Egoismus“ erfinden, damit die Menschen das nicht falsch verstehen. Ich werde in Zukunft mehr für mich einstehen, und gleichzeitig mich für andere einsetzen und helfen. Das eine schließe ja das andere nicht aus. So lese ich das auch aus deinem Artikel raus. Vielen lieben Dank ♡

    Antworten
    • Hallo Elena,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Wie schön, dass dich der Beitrag so anspricht. Das erlebe ich auch so, dass die Verwendung vom Begriff Egoismus bereits eine negative Assoziation hervorruft. Im Endeffekt meint gesunder Egoismus eine liebevolle Selbstfürsorge – das Wichtignehmen der eigenen Bedürfnisse, um körperliches, seelsisches und psychisches Wohlbefinden zu erreichen. Ganz genau: Für sich zu sorgen und für andere da zu sein schließen sich nicht aus. Vielleicht hast du es auch schon erlebt: wenn es dir gut geht, weil du dich gut um dich kümmerst, kannst du viel entspannter, positiver und mit viel Energie für andere da sein. Somit schließen sich diese Aspekte nicht aus, sondern bedingen vielmehr einander! 🙂 Alles Liebe, Bettina

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