Brief an die Lebenskrise

28. Januar 2016

Liebe Lebenskrise,

du reißt mir den Boden unter den Füßen weg, lässt mich hilflos im aufkommenden Nebel umherirren, verzweifelt auf der Suche nach einem Weg. Ich gehe und weiß nicht wohin. Ich versuche zu verstehen, aber finde keinen Sinn in dem, was hier passiert. Ich lehne mich auf und will es nicht glauben, breche in mir zusammen, während die Welt über mir zusammen bricht.

Liebe Lebenskrise,

ich weiß, dass sich mit der Zeit der Nebel lichten wird. Ich weiß, dass die Sicht wieder klar wird, auch wenn ich nicht gleich einen Weg erkenne. Ich weiß, dass es weitergeht und ich weiß, dass ich weiter gehen muss, damit sich mein Leben wieder zum Positiven verändern kann. Denn wer gebrochen liegen bleibt, wird im Sog der Vergangenheit leidend den Anschluss an das Leben verlieren. Aber es ist nicht immer einfach, nach vorne zu blicken und weiter zu machen.

Liebe Lebenskrise,

ich weiß nun, dass unverhofft oft kommt und dass man lieber nicht zu viel planen sollte, weil das Leben seine eigenen Pläne für ein jeden von uns bereit hält. Ich weiß, dass du in mein Leben trittst, weil du mir etwas sagen willst. Auch wenn ich deine Sprache nicht immer verstehe.

Liebe Lebenskrise,

bitte gib mir die Kraft und die Hoffnung, nicht aufzugeben und daran zu glauben, dass alles seinen Sinn hat. Selbst wenn er sich mir nicht zeigt. Bitte gib mir den Glauben, dass du in meinem Leben auftauchst, weil ich dich brauche. Um zu erkennen, dass ich falsch abgebogen bin und den Kurs wechseln soll, um zu erkennen, wo ich hingehöre, wo ich nicht hingehöre oder um zu erfahren, dass ich stärker bin, als ich mir je zugetraut habe. Bitte gib mir die Weitsicht, dass eine Krise kein Untergang bedeutet, höchstens der Untergang einer Lebensphase, die für mich nun abgeschlossen ist.

Liebe Lebenskrise,

bitte gib mir das Vertrauen, dass es richtig und wichtig für mich ist, dass du gekommen bist. Dass ich wachsen muss – an dir und in mir – um mich durch meinen Kampf zurück ins Leben wie ein Phönix aus der Asche zu erheben und neu zu erblühen. Stärker. Gefestigter. Und für meinen weiteren Weg gewappnet.

Lass mich verstehen, dass alles, was mich hält, in mir sein muss. Wie ein Baum dessen Wurzeln so tief greifen, dass ihn der stärkste Sturm nicht umhauen kann. Ein anderer Baum kann ihm zwar Schutz bieten, aber nur der starke Wind lässt ihn erkennen, dass er sich selbst halten muss, um nicht umzukippen.

Liebe Lebenskrise,

ich danke dir, dass ich durch dich meine Festigkeit finden und in mir aufbauen kann.

Nächstes Mal bin ich erfahrener.

Nächstes Mal wirfst du mich nicht so leicht um.

Wir sehen uns. Und es ist okay, wenn du kommst.

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