Warum du Ärger aussprechen musst, um inneren Frieden zu finden (Ärger Teil 1)

1. September 2015

Gibt es eine Person, die dich in ihrem Verhalten ärgert, der du das aber gar nicht oder nur unzureichend gesagt hast? Merkst du nun, dass du immer mehr Ärger in dir spürst, sobald genau diese Verhaltensweise wieder auftaucht, obwohl du geglaubt hast, du könntest lernen mit diesem Verhalten umzugehen? Ärger aussprechen ist oft der einzige Weg, um Ärger loslassen zu können.

Ärger ist im engen Miteinander fast unumgänglich und für viele ein relevantes Thema. Oft entsteht daraus Streit. Aber nicht nur über andere, auch über sich selbst kann man sich ärgern. Ich möchte dir in meiner vierteiligen Serie das Thema Ärger näher bringen, damit du lernst, besser mit ihm umzugehen:

Um Ärger loszuwerden musst du entweder lernen, die Verhaltensweise, die dich ärgert, anzunehmen, sodass sie kein Problem mehr für dich darstellt oder du musst deinen Ärger aktiv lösen. Heute geht es darum, wie wichtig es ist, Ärger, den du nicht loslassen kannst, anzusprechen, um inneren Frieden zu finden.

Wenn Ärger in dir keimt

Kennst du das: Dich ärgert etwas an einer Person – du schluckst deinen Unmut aber runter, weil du glaubst, dass es besser ist, erst mal ruhig zu werden und die Sichtweise zu überdenken? Weil du weißt, dass du Menschen nicht ändern kannst und dir einredest, mit dieser Eigenart bestimmt umzugehen lernst?

Nun wiederholt sich diese Situation aber immer wieder in ähnlicher Form. Irgendwann regst du dich dermaßen auf, dass du der Person alles Mögliche an den Kopf werfen möchtest. Weil sich alle Wut über die vielen kleinen Ärgernisse in dir angesammelt hat und nun der letzte Tropfen gefallen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt?

Dann geht es dir wie mir. Ich habe vor kurzem gemerkt, dass ich eine Verletzung in mir trage, die mir eine Person mit ihrem Verhalten immer wieder zugefügt hat. Lange Zeit hatten wir keinen Kontakt und nun kommt mit einem Mal und einer Verhaltensweise von ihr wieder alles in mir hoch, was mich bisher geärgert hat. Angehäufter Ärger, von dem ich geglaubt habe, dass ich ihn längt vergessen habe. Aber nichts war vergessen. Sitzt der Schmerz tief, vergisst die Seele nichts. Ich hatte diese Probleme früher mal angesprochen, aber wohl nie deutlich genug. Und es hat mich wirklich in Rage gebracht. Es führte kein Weg an einer Aussprache vorbei – und es war der richtige Weg. Das Problem hat sich nicht direkt gelöst, aber die Verletzung in mir verheilt, weil ich für mich einen Weg gefunden habe, mich von dem Ärger zu befreien.

Ich rate dir, Unmut immer anzusprechen. Das ist nicht immer leicht, aber es ist wichtig. Nur so kannst du innere Konflikte lösen, die bereits in dir sind und lässt neue erst gar nicht entstehen. Nur so lebst du im Einklang mit dir – ob sich die Person ändert oder nicht spielt dabei erst mal keine so wichtige Rolle.

Warum du Ärger oft runterschluckst

Bestimmt hast auch du schon öfters Ärger runtergeschluckt. Schauen wir uns mal die möglichen Gründe dafür an:

  • Du glaubst, es bringt nichts
    diese Person wird weder den Streitpunkt verstehen, noch sich ändern wollen
  • Du findest, der Klügere gibt nach
    es lohnt sich nicht, darüber zu streiten
  • Personen kann man nicht ändern
    also muss man sie akzeptieren, wie sie sind
  • Du hoffst, mit der Eigenart umgehen zu lernen
    es braucht etwas Zeit, aber du glaubst, das zu schaffen
  • Du hast Angst vor richtigem Streit
    und hast Zweifel, ob diese „Kleinigkeit“ eine Auseinandersetzung wert wäre
  • Du hast Angst, nicht mehr gemocht zu werden
    und Angst, die – in diesem Fall trügerische Harmonie – zu zerstören
  • Du hast Angst vor Unverständnis
    und die vergeudete Kraft, die dich ein Streitgespräch kosten würde
  • Du hast Angst, nicht kontern zu können
    und dann doch klein beigeben zu müssen und dir dann noch anhören zu müssen,
    dass du im Unrecht bist
  • Du hast Angst, dein Gegenüber erträgt die Wahrheit gerade nicht,
    weil es ihm zum Beispiel psychisch nicht gut geht
  • Du hast Angst, der Zeitpunkt könnte falsch sein
    und das Gespräch nicht so verlaufen wie du es dir vorstellst. Du wartest lieber auf einen besseren Augenblick.

Es gibt verschiedene Gründe, Ärger zu verschweigen. Welcher auch immer dein Grund ist, du schadest dir damit am meisten selbst.

Was ungesagter Ärger in dir verursacht

In dem Moment, in dem du dich ärgerst, fühlst du den Anflug von Wut in dir. Wenn du diesem Gefühl nicht Raum gibst und deinen Unmut nicht zeitnah äußerst, sammelst du wie in einem Töpfchen die schlechte Energie in dir an und trägst sie unbewusst mit dir herum.

Selbst wenn du hoffst, dass dein Ärger mit der Zeit verfliegt. Du wirst Recht haben. Ziemlich wahrscheinlich werden sich mit der Zeit die Wogen glätten und dein Ärger verfliegen, weil das Ereignis aus dem Mittelpunkt gerückt ist. Dann wirst du dieses Vergehen ignorieren, weil es dich scheinbar nicht mehr stört. Du lässt es begraben in dir ruhen. Aber der Ärger ist nur so lange verflogen, bis diese Situation wieder auftritt und du die gleichen Gefühle durchlebst, wie beim vorangegangenen Mal.

Du hast es gut gemeint und versucht, dich nicht ärgern zu lassen, aber dein Gefühl zeigt dir immer wieder, dass das nicht der richtige Weg ist. Du lässt dir etwas gefallen, was dir im Inneren widerspricht. Nicht nur das Problem ärgert dich, sondern auch die Tatsache, dass du den Ärger nicht loswirst, obwohl die Situation, die den Ärger ausgelöst hat, schon vergangen ist. Dann musst du den Mut aufbringen, das anzusprechen, was dich stört. Nur so wird dein Herz leichter.

Was Ärger über lange Zeit anrichten kann

Wenn du über lange Zeit hinweg Ärger ignorierst, kann Ärger zu Hass führen, weil du den Schmerz zu lange ertragen hast und das Fass nun überläuft. Nun würdest du am liebsten explodieren, weil du nie etwas gesagt hast und es immer wieder wehtut.

Dann ist es oft schwer, mit einem klärenden Gespräch all die Verletzungen zu heilen, die einem zugefügt wurden und manchmal gar nicht mehr realisierbar, weil die Wut einen liebevollen Blick auf die Dinge nicht mehr möglich macht. Der tiefe Ärger hat die Menschen entzweit. Daher ist es wichtig, Ärger zeitnah anzusprechen.

Tiefer Ärger über lange Zeit kann auch krank machen, weil du negative Energie in dir hütest und sich dein psychisches Befinden auf deinen Körper überträgt.

Ärger aussprechen lässt dich Frieden finden

Unausgesprochener Ärger schlummert in dir. Er kann dort lange Zeit still liegen bis er sich wieder bemerkbar macht. Und dann kommt dieser Ärger in angehäufter Form und mit größerer Energie wieder zurück. Wartest du zu lange, kann Ärger zu Hass führen und deine Beziehung zu der betreffenden Person zerstören – und er kann dich krank machen.

Es wird wahrscheinlich nicht immer möglich sein, eine Lösung für das Problem zu finden. Aber die Tatsache, dass dein Gegenüber von deinem Ärger weiß, lässt die Wut nicht in dir keimen. Ärger aussprechen lässt dich ruhiger werden. Du fühlst dich gestärkt, weil du deine Sichtweise vertreten und deine Wünsche geäußert hast. Du hast im Einklang mit dir selbst gehandelt.

Egal was dich stört, sprich es an und befreie dich von der Verletzung, die du in dir trägst. Es kommt auf das DASS und auf das WIE an. Nur dann entstehen keine inneren Konflikte, die ungelöst in dir liegen und dich belasten.

Nächste Woche Teil 2: Wie du Ärger richtig formulierst, um dein Gegenüber nicht anzugreifen und ein lösungsorientiertes Gespräch zu führen.

Wie gehst du mit Ärger um? Sprichst du ihn an oder lässt du dir viel zu sehr gefallen?

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