Überzeugende Argumente, die Menschlichkeit wiederzuentdecken

11. August 2015

Menschlichkeit hat die Kraft, dich und andere zu verändern und bleibende Spuren in den Menschen und der Welt zu hinterlassen. Fehlt sie in deiner Umgebung, wird es kalt um dich herum und du musst viel mehr Liebe aufbringen, um dich wohlzufühlen.

Die Menschlichkeit ist vielerorts abhanden gekommen – vielleicht auch in deinem Umfeld – vielleicht auch in dir.

Gehen wir auf die Suche nach ihr, nach ihrer Wirkung und dem überzeugenden Grund, Menschlichkeit zu leben.

Menschlichkeit kann auf zwei verschiedene Arten betrachtet werden: das, was einen Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet und – wie die geläufigere Art ist – das positive soziale Verhalten, das den Mitmenschen entgegengebracht wird. Mit Respekt, Toleranz, Liebe und Mitgefühl anderen zu begegnen und Wärme und Sicherheit zu vermitteln. Von dieser Menschlichkeit spreche ich.

Wo ist die Menschlichkeit geblieben

Beobachtest du kleine Kinder, stellst du fest, dass das soziale Verhalten angeboren ist und gelebt wird. Ungeachtet von Vorurteilen und persönlichen Meinungen gehen Kinder auf andere Menschen zu, trösten, wenn jemand weint, teilen ihre Schokolade oder verschenken ein gepflücktes Gänseblümchen. Sie sind nicht von Normen und Regeln geformt, sondern leben aus ihrem Instinkt heraus.

Dieses Verhalten kann gefördert werden. Durch die Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen, kann Mitgefühl und Empathie gestärkt und ausgebildet werden. Dann werden die Menschen immer besser im „Mensch-sein“.

Dieses Verhalten kann aber genauso verlernt werden. Durch die Erziehung und die Gesellschaft lernen Kinder Unterschiede kennen und Meinungen anzunehmen. Es gibt plötzlich die Unterscheidung von gut und schlecht, lieb und böse, schön und hässlich – schwarz und weiß. So werden Kinder älter und fangen an, über Menschen zu urteilen und Handlungen anhand des Urteils abzuleiten.

Menschlichkeit wird nicht mehr selbstverständlich gelebt, sondern bewusst überlegt.

Erkennst du dich darin wieder?

Was Menschlichkeit ist

Menschlichkeit bedeutet mehr, als einfach nur nett zu sein. Menschlichkeit ist eine Handlung, die auf Liebe basiert. Sie erfordert deine Aufmerksamkeit, deinen Willen und deine Aktion – dann ist es wie bei der Liebe: Du wirst selbst reich, indem du andere beschenkst.

„Menschlichkeit ist nicht etwas, das du hast oder nicht hast.
Menschlichkeit ist etwas, das du lernst und lebst.
Es ist nicht nur das, was du einer anderen Person entgegen bringst,
sondern genauso das, was du dir selbst entgegen bringst.“

Wenn du den Moment, in dem eine liebevolle Handlung Licht ins Leben anderer bringen würde, jedoch ungenutzt verstreichen lässt, kann es sein, dass du Kälte spürst, die Menschlichkeit vertrieben hätte.

Wozu mangelnde Menschlichkeit führt

Um dir zu verdeutlichen, was fehlende Menschlichkeit ausmacht, brauchst du lediglich dein Leben zu reflektieren. Du wirst Situationen finden, in denen es dir nicht gut ging, in denen du vor der Gegenwart davon gelaufen bist und in denen Liebe gefehlt hat. Es sind Momente, die nicht mehr zurückzuholen sind, in denen du dich aber dem Glück verweigert hast – bewusst oder unbewusst. Hättest du gewusst, dass dir Menschlichkeit geholfen hätte, hättest du anders gehandelt?

  • Wenn du gehetzt durch die Innenstadt läufst und nur dein Ziel vor Augen hast: das Parkhaus, das Modegeschäft oder deine Wohnung. Wenn du vor lauter Eile mit deinen Blicken die Menschen um dich herum streifst, aber nicht registrierst und somit kein nettes Lächeln bemerkst, einen Freund siehst oder ein spontanes Gespräch beginnst.  Dann bist du rastlos und verpasst die Gelegenheit, Menschen zu begegnen, die freundliche Momente in deinen Alltag bringen können.

  • Wenn du dich mit gekränktem Stolz zurückziehst, weil das Schicksal oder Menschen es nicht gut mit dir meinen. Wenn du dich im Schmerz ertränkst und in Selbstmitleid badest. Dann bleibst du in der Vergangenheit stehen und leidest, verpasst das Leben, das vor der Türe auf dich wartet.

  • Wenn du in einem Viererabteil im Zug sitzt und eine unsichtbare Mauer um dich herum errichtet hast. Wenn du den Zugreisenden neben dir oder dir gegenüber nicht mal einen Blick oder ein Wort zur Begrüßung schenkst. Dann schließt du dich ein und die anderen aus und bist einsam alleine unter Menschen.

Wie Menschlichkeit dich und andere verändert

Wenn du dein Leben betrachtest, wirst du genauso Situationen finden, in denen du glücklich warst, in denen es dir gut ging und du Liebe gespürt hast. Das, was dir das Echo deiner liebevollen Handlung in dem Moment gegeben hat, wirst du nicht bereut haben und womöglich immer noch als schöne Erinnerung im Herzen tragen.

  • Wenn du jemand Fremdem ins Gesicht lächelst und in der Fremde Vertrautheit entstehen lässt. Wenn sich auf seinen Lippen dein Lächeln reflektiert. Dann öffnest du andere, weil du dich selbst öffnest und empfängst die Wärme zurück, die du in das Leben anderer strahlst.

  • Wenn du einen hilflosen Menschen siehst und ihn fragst, ob du helfen kannst. Wenn er es dir mit netten Worten und einem Lächeln dankt  – ob er nun deine Hilfe annimmt oder nicht. Dann wirst du groß, weil du selbstlos bist – und wenn du ihm helfen konntest umso mehr.

  • Wenn du mit einem fremden Menschen ins Gespräch kommst. Wenn ihr eure Sorgen für einen Moment vergesst. Wenn ihr auseinander geht und seine lächelnden Augen „Danke“ in die Luft schreiben. Dann wirst du glücklich, weil du freundlich warst.

Menschlich sein ist eine Lebensaufgabe

Was anderen in Erinnerung von dir bleibt, ist dein Umgang mit anderen und deine Fähigkeit, mit anderen zu leben – dein Wesen und dein Charakter – wie sich Menschen mit dir fühlen – und das misst sich an deiner Menschlichkeit.

Du kannst immer selbst entscheiden, ob du mit Menschlichkeit begegnen willst oder nicht. Du kannst dich entscheiden, ob du anderen etwas geben und dabei selbst reich werden willst, oder ob du ihnen und dir diese Chancen verwehren möchtest. Du kannst Herzen berühren und vielleicht sogar heilen. Du wirst auf jeden Fall ein kleines Stück Liebe in das Herz des anderen tragen – und empfangen.

Solltest du feststellen, dass Menschlichkeit für dich nicht mehr selbstverständlich ist, oder du sie in unserer Gesellschaft vermisst, dann fange heute an, sie zu leben.

  • Du machst andere glücklich
  • Du machst dich glücklich
  • Du machst die Welt besser

Es ist nicht immer leicht, Menschlichkeit zu zeigen. Manchmal fühlst du dich einfach zu erschöpft, um liebevoll und freundlich zu sein.

Deswegen ist die Menschlichkeit dir selbst gegenüber besonders wichtig.

Das wird leider oft vergessen. Sei nachsichtig mit dir und nimm dir Zeit für dich. Es ist ok, zu fallen, aber steh auf und geh weiter. Denn nur wenn du aufrecht gehst und dich selbst gut behandelst, kannst du mit Menschlichkeit anderen begegnen. Und du wirst sehen, dass dein Handeln die Entwicklung deiner Gefühle übernimmt. Während du dich um andere bemühst, stärkst du dich selbst.

Menschlichkeit ist das Zauberwort – für deine Spuren im Herzen anderer und für die Spuren in deinem eigenen Herzen.

4 Gedanken zu „Überzeugende Argumente, die Menschlichkeit wiederzuentdecken“

  1. Menschlicher zu werden, das habe ich erst in den letzten Jahren gelernt. Früher habe ich immer darauf gewartet, dass andere nett zu mir sind und auf mich zugehen. Nun weiß ich, dass ich das selber auch machen muss und dass es mir selber Freue macht, wenn ich mit Wildfremden nette Worte wechsle, sie lobe oder Komplimente mache. Ich merke mir, was Arbeitskollegen gerne machen und frage sie danach. Dann erzählen sie davon und freuen sich. Trotzdem finde ich Menschlichkeit oft schwierig. Es ist auch wichtig, dass man sich gegen Unfreundlichkeiten wehren kann und dass man Menschen, die oft unfreundlich sind, auch in ihre Schranken weist und ihnen einen Spiegel vorhält. Ich mag es nicht, wenn Menschen ständig zu allen nett und freundlich sind, selbst zu denen, die es nicht verdient haben. Ich wünsche mir, dass jemand ganz klar Stellung bezieht und jemandem auch mal sagt, dass er etwas nicht gut findet. Auch das hat mir selbst schon geholfen. Wenn jemand unfreundlich oder seltsam ist, hilft es demjeninigen nicht, wenn man ihn ständig in Watte packt und schont. Als kleines Kind war ich mal ziemlich frech und arrogant zu einem großen Jungen. Schließlich hat er mir eine Ohrfeige verpasst. Bestimmt gibt es bessere Wege als „schlagen“. Aber ich wurde damals „wachgerüttelt“ und das hat mir geholfen und mich weitergebracht. Diejenigen, die einem die „unfreundliche“ Wahrheit sagen, helfen einem oft mehr als die, die einem noch „die rechte Wange hinhalten, wenn man sie schon auf die linke geschlagen“ hat.

    Antworten
    • Liebe Luise,
      es ist schön, von deiner positiven Erfahrung zu lesen und dass du erkannt hast, dass du mit dem ersten Schritt beginnen musst, wenn du die Welt und die Menschen um dich herum „verändern willst“. Es ist deine Sicht und deine Art, die ausschlaggebend sind, wie du die Welt wahrnimmst und wie sie dir entgegen tritt.

      Ich finde auch, dass man Menschen, die unfreundlich sind und die persönliche Grenze überschreiten, darauf aufmerksam machen sollte, dass das Verhalten nicht in Ordnung ist. Aber ich finde auch, dass man das auf eine höfliche, aber bestimmte Art machen kann, bei der man respektvoll bleibt, auch wenn der andere einem selbst gegenüber nicht respektvoll ist. Denn ich möchte mich vertreten. Ich möchte respektvoll behandelt werden und behandele alle anderen auch respektvoll. Und ich kann respektvoll sagen, was ich nicht in Ordnung finde. Das kann deswegen trotzdem sehr deutlich und klar sein, auch ohne Aggression und verletztem Stolz in den Worten .
      Wenn ich aggressiv reagiere, dann bin ich nicht besser als der, den ich in die Schranken weisen möchte.
      So sehe ich das. Aber einfach ist es nicht immer. Es ist eine Kunst, seine Emotionen, die bei einem persönlichen Angriff aufkommen, zu kontrollieren.

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